Händel unter freiem Himmel: Dem Theater Basel gelingt mit dem Alexanderfest eine fulminant schöne Eröffnung der Theatersaison.
Theater Augusta Raurica | Alexanderfest
Händels «Alexanderfest» aus dem Jahr 1736 stellt einen Markstein in den Kompositionen aus Anlass der Caecilienfeier dar. Die Feier des Namenstages dieser Heiligen, der Schutzheiligen der Musik, am 22. November eines jeden Jahres, war im England des ausgehenden 17.Jahrhunderts ein wichtiger nationaler wie religiöser Anlass. Der Komponist Henry Purcell hatte als erster 1683 damit begonnen, die Caecilienfeier mit einer speziell hierfür geschriebenen Komposition regelrecht zu inszenieren. Mit der Ehrung der Heiligen wurde zugleich ein Lobpreis auf die Musik gesungen und ihre Macht auf die Menschen zur Darstellung gebracht. Es ist eben diese Tradition, der Händel folgte, als er sich 1736 zur Vertonung der «Ode in honour of St. Cecilia’s day» entschied, die der bedeutendste Dichter des englischen Klassizismus, John Dryden, im Jahr 1697 geschrieben hatte. Newburgh Hamilton, Dichter und Freund Händels, richtete den Text für die Vertonung ein. Mit der Wahl dieser unbestritten besten Dichtung, die zu Ehren Caecilias entstanden war und dem Entscheid, sich einer typisch englischen Tradition anzuschliessen, festigte Händel seine damals in Wanken geratene Stellung im englischen Musikleben. Sein «Alexanderfest», uraufgeführt am 19.Februar 1736 im Londoner Covent Garden Theatre, besticht durch ungeheure Farbigkeit und Dramatik der Komposition und zählt bis heute zu den besten und schönsten Kompositionen zur Caecilienfeier.
Das Werk, das weder Oratorium noch Oper ist, sondern Elemente beider Gattungen vereinigt, schildert lebhaft ein grosses Fest, das Alexander der Grosse anlässlich der Eroberung der Persepolis seinen Getreuen gab. Timotheus, ein griechischer Sänger, unterhält die Feiernden mit seinem Gesang und erregt so sechs voneinander unterscheidbare Affekte: Freude, Erhabenheit, Stolz, Mitleid und Liebe. Alexander sinkt am Ende des Gesanges von Liebe und Wein übermannt schlafend in die Arme seiner Geliebten Thais. Timotheus weckt den Helden und fordert ihn auf, in einem neuen Feldzug die gefallenen Griechen zu rächen und Persepolis, die persische Hauptstadt, zu zerstören. Wie einst Helena den Kampf gegen Troja, so will Thais den Feldzug anführen.
Mit diesem Aufbruch endet die Schilderung des Festes. Die Welt der Antike versinkt und Caecilia tritt auf, um die Menschen über sich hinaus zur heiligen Tonkunst zu führen. Timotheus wird aufgerufen, den Preis mit Caecilia zu teilen. Er, der die Menschen in himmlische Höhen führte und sie, die die himmlische Musik zu den Menschen hinab brachte, vereinigen sich und feiern gemeinsam die Macht der Musik.