Verlieren wir uns in all der Bilderflut, die uns täglich überrollt? Im Südpol Luzern ist eine bildgewaltige, aber trotzdem wunderschöne und feine tänzerische Auseinandersetzung zu diesem Thema zu sehen.
Südpol Luzern | SooM project: Seid nicht so spiessig!
Performancekollektiv SooM
«Soom» ist koreanisch und bedeutet «atmen». Einerseits passt das Wort zur künstlerischen Arbeit von SooM project, da sich das Performancekollektiv der permanenten Suche nach den leisen Zwischentönen der Dinge verschrieben hat. Ausserdem spielt Soom auf das englische Wort Zoom an, was so viel wie «etwas vergrössern, indem man es näher zu sich heranholt» bedeutet. Und auch das entspricht der künstlerischen Arbeit von SooM project, denn die Gruppe fokussiert die Reduktion – auf das, was wichtig ist und gleichzeitig notwenig erscheint.
Mediale Überflutung
Die Initialzündung zu «Seid nicht so spiessig!» gab die beispiellose Überflutung unserer Gesellschaft mit Schreckens- und Skandalbildern aus den Medien. Es fragt sich, was die ständige Konfrontation mit diesen verstörenden Bildern mit uns macht. Quasi ungefiltert und schutzlos setzen wir uns in täglicher Frequenz diesem Bilderrausch und seinen nach Aufmerksamkeit heischenden Schlagzeilen aus, ohne jedoch über Methoden oder Techniken zu verfügen, die uns vor den negativen Konsequenzen passiver Konsumation schützen könnten. Hat die mediale Reizüberflutung uns also schon längst in eine Art chronische Überforderung katapultiert? Beispiel Facebook: Das sogenannt soziale Medium beballert uns abwechslungsweise mit gewalttätigen und dann wieder niedlichen Bildern. Wir sehen uns Bilder über Krieg, Folter, Vergewaltigung und Mord an, scrollen weiter nach unten und landen bei Kochrezepten oder süssen Tierbabyfotos. Wir schauen uns alles an, aber wir schauen nicht wirklich hin, wir schauen darüber hinweg. «Seid nicht so spiessig!» ist bereits die vierte, abendfüllende Produktion des Luzerner Performancekollektivs SooM project (ehemals Polymer DMT), eine Tanzperformance mit Livemusik und Videoanimation, kreiert von den Tänzerinnen Deborah Gassmann und Hyun Jin Kim, den Musikern Philipe Burrell und Patrik Zosso (Marygold), sowie der Videokünstlerin Michelle Ettlin.