«Max Frisch ist ein toller Autor für das Theater, im Ensemble weckt er viel Phantasie und Kreativität», sagt Regisseur Leopold Huber. Er probt im Kreuzlinger Seeburgpark derzeit die Tragikomödie «Biedermann und die Brandstifter». Die diesjährige Kulisse ist ein rosafarbenes Haus direkt am Bodenseeufer, das Heim des braven Haarwasserfabrikanten Biedermann. Als der Kleinbürger zwei Brandstiftern Einlass gewährt, droht die vermeintliche Vorzeigeidylle hinter dem Gartenzaun in Flammen aufzugehen.
See-Burgtheater | Max Frisch | Biedermann und die Brandstifter
Terrorismus oder auch Totalitarismus: Max Frischs «Lehrstück ohne Lehre» legt sich nicht auf eine konkrete Bedrohung fest.
Zum Stück
Gottlieb Biedermann (Adrian Furrer) ist ordnungsliebend und tüchtig. Fremde kommen ihm und seiner Frau Babette (Astrid Keller) nicht ins Haus. Schon gar nicht zu einer Zeit, in der man tagtäglich von Brandstiftern liest. Doch als der Hausierer Schmitz (Hans-Caspar Gattiker) vor seiner Tür steht, lässt der Vorzeigebürger sich erweichen und gewährt ihm Obdach. Als auch noch der dubiose Kellner Eisenring (Andrej Reimann) auftaucht und die beiden Männer Benzinfässer auf dem Dachboden deponieren, wird Biedermann misstrauisch. Doch es fehlt ihm der Mut, die zwei Eindringlinge einfach vor die Tür zu setzen. Er verbrüdert sich sogar mit ihnen und versucht alles, um das Bild eines intakten bürgerlichen Daseins zu wahren. Ein Feuerinferno scheint unausweichlich …
Die biedermännische Wehrlosigkeit
Terrorismus oder auch Totalitarismus: Max Frischs «Lehrstück ohne Lehre» legt sich nicht auf eine konkrete Bedrohung fest, thematisiert gleichzeitig aber auch die vermeintliche Machtlosigkeit Einzelner. So beobachten die Zuschauer, wie der feige Biedermann in einer Welt voller Brandherde ja nichts falsch machen will, die Auseinandersetzung scheut und den Weg des geringsten Widerstands geht. Ein achtköpfiger Chor agiert als Feuerwehr, die beschwichtigt und warnt, aber nie ins Geschehen eingreift. Die Theaterbesucher werden Zeuge, dass ihre Ängste eng mit der Faszination an der Katastrophe verbunden sind. Bis zum 9. August sind zwanzig Vorstellungen geplant.