Noch eine Carmen? Die Carmen des See Burgtheaters holt sich das Beste aus Mériméés Erzählung und Bizets Oper und lässt ein Zigeunerorchester aufspielen. Eine junge, unverfälschte, ver- und bezaubernde Carmencita gibt den Tarif durch.
See Burgtheater Kreuzlingen/Konstanz | Carmen
Die tödliche Kraft der Erotik
Die Carmen glaubt jeder zu kennen, denn jeder hat die Carmen schon gesehen oder gehört. Die Carmen ist in aller Herzen. Für seine Inszenierung hat sich Leopold Huber mehr an die ursprüngliche Novelle von Prosper Mériméé gehalten als an Bizets Opernstory, er geht auf den Kern und stellt die tödliche Kraft der Erotik ins Zentrum. Getragen wird die See Burgtheater Version von der schönsten Musik Bizets, die ebenfalls entschlackt aber sehr virtuos von einer im Bühnenbild verborgenen «Zigeunerband» gespielt wird. Die Interpreten sind Schauspieler, keine Opernsänger, und singen ihre Rollen in der Liedertradition. Direkt, schnörkellos, berührend.
Zeitnah
Die dramatische Geschichte kommt in einem zeitnahen Kostüm daher, ohne ihre spanisch folkloristische Identität zu verlieren. Für die Starrolle der Carmen hat Leopold Huber mit Laura Angelina Palacios eine junge Schweizer Schauspielerin gecastet, die eine überzeugende Schlichtheit und Frische in die Bühnenarena bringt. Das ganze Ensemble – die meisten Schauspieler kennt man schon aus anderen Huber-Produktionen – tritt sehr überzeugend auf, die Eigenheiten jeder Stimme kommen wunderschön zur Geltung, und der Toreador glänzt auch mit seinem Charme. Eine neu alte Carmen Story ist im See Burgtheater geboren.