Es wird wohl immer unklar bleiben, warum Herr R. Amok läuft. Heike M. Goetze gelingt mit ihrer Inszenierung am Schauspielhaus Zürich eine intensive Inszenierung, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
Schauspielhaus Zürich | Warum läuft Herr R. Amok?
Herr und Frau R. leben mit ihrem schulpflichtigen Kind in einer Mietwohnung in einer grösseren Stadt. Herr R. ist als technischer Zeichner in einer kleinen Firma angestellt, Frau R. führt den Haushalt und organisiert die sozialen und familiären Kontakte. Die Sehnsucht nach Anerkennung ist gross, der Druck ebenfalls. Die häufigste Frage, die Herrn R. gestellt wird, ist die nach seiner vermeintlich bevorstehenden Beförderung; seine Frau, seine Eltern, seine Kollegen und seine Nachbarn – alle wollen wissen, wann es für Herrn R. weiter geht auf der Karriereleiter. Doch statt zu einem Erfolgserlebnis kommt es am Ende zu Mord und Totschlag. Herr R. läuft Amok, begeht einen „erweiterten Selbstmord“, wie die psychologische Definition dafür lautet. Warum? „Warum läuft Herr R. Amok?“ ist ein Ensembleprojekt unter der Leitung der jungen, in Zürich lebenden Regisseurin Heike M. Goetze nach dem Drehbuch von Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler.
Fassbinders gleichnamiger Film, den er 1970 mit Mitgliedern seiner damaligen Theatergruppe in München drehte, zeigt das so genannte wirkliche Leben: den lähmenden Berufsalltag im Angestellten-Milieu, die neidunterfütterten Gespräche zwischen Freunden und Bekannten, die beklemmenden Sonntagsausflüge mit der ganzen Familie. Das schreckliche Ende ist nicht abzusehen und scheint doch unvermeidbar wie in einer antiken Tragödie.