Die Bildungs- und Kulturdirektion Uri hat die Kampagne „My Top Job“ – Pack deine Berufschance ins Leben gerufen. Ein Theaterstück soll nun junge Frauen und Männer ermutigen, eigene Wege zu gehen und sich bei der Berufswahl nicht durch Klischees und Vorurteile beeinflussen zu lassen.
Projekttheater | Annette und Andreas
Noch immer ist die Berufswahl der Jugendlichen von traditionellen Vorstellungen geprägt. Eine Theatertournee an Urner Oberstufen nimmt das Thema auf. Jugendlichen sollen auch untypische, nicht geschlechtsspezifische Berufe in ihren Wahlentscheid mit einbeziehen, das ist das Credo des Pionierprojekts. Das neu entwickelte Theaterstück “Annette & Andreas” bringt das Thema träf, witzig und jugendgerecht auf den Punkt. In den Klassenzimmern der Urner Oberstufen wird gespielt und diskutiert.
Was beeinflusst die Berufswahl?
Junge, schulentlassene Frauen haben beim Übergang in die Berufslehre mehr Schwierigkeiten als junge
Männer. Das weiss auch Bildungs- und Kulturdirektor Josef Arnold aus seiner früheren Lehrtätigkeit an
der Oberstufe. “Das Lehrstellenangebot in traditionell von jungen Frauen nachgefragten Berufen ist in Uri
klein.”, erklärt Josef Arnold. “Die Hälfte der Schulabgängerinnen lernen Kauffrau, Detailhandelsfachfrau,
Fachfrau Gesundheit und Coiffeuse, aber auch junge Männer sind zurückhaltend bei so genannten Frauenberufen. Dabei wären junge Männer z. B. in Pflegeberufen sehr gefragt.”
Doch was beeinflusst das Berufswahlverhalten? Die im Herbst 2008 lancierte Kampagne der Bildungsund
Kulturdirektion des Kantons Uri liefert umfassende Informationen. Sie soll dazu beitragen, dass die
Berufswahl offener wird. Im Rahmen der Kampagne wurde die in Zürich wohnhafte Autorin und Schauspielerin Dagny Gioulami beauftragt, ein jugendgerechtes Stück zu schreiben. Annette und Andreas sind ihre zwei tragenden Rollen, gespielt von Madlen Arnold und Mario Schelbert. Wie im wirklichen Leben tun sich Annette und Andreas schwer mit ihrer Berufswahl und mit sich. Vor einer Klasse versuchen sie zu erzählen, wie sie zum Beruf kamen. Da bricht ihre frühere Beziehung zueinander auf. Die schnörkellosen Dialoge zeigen Enttäuschungen, Ängste und Vorurteile. Doch mit Witz und Schlagfertigkeit entspannt sich die Situation. “Wir sind gespannt, welche Diskussion unser Spiel in den Klassenzimmern auslöst”, meinen die beiden Spielenden.
Zum Höhepunkt eine Theatertournee!
Für die Bildungs- und Kulturdirektion bedeutet die Theatertournee den Höhepunkt der zweijährigen Kampagne MY TOP JOB. “Dies ist ein krönender Abschluss”, erklärt Berufsberater Josef Renner, der die Gesamtkampagne koordinierte und leitete. “Mit verschiedenen Aktionen wie Kleinplakaten in den Schulhäusern oder in Bussen, diversen Medienberichten, Berufsinformationsveranstaltungen, Mitmachen beim nationalen Tochtertag konnten wir junge Urnerinnen und Urner motivieren, ihre Berufswahl offener anzugehen. Viele Lehrpersonen haben das Thema im Unterricht aktiv aufgenommen. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie oft Jugendliche Probleme haben, ihre Berufswahl nicht frei von Vorurteilen anzugehen. Die Kampagne hat zudem gezeigt, dass auch die Urner Lehrbetriebe bereit sind, Jugendlichen unabhängig vom Geschlecht eine Chance zu geben”. Die Kampagne wird im Sommer 2010 abgeschlossen. Dennoch bleibt das Anliegen weiter aktuell. Mit konkreten Massnahmen, wie dem Theaterstück Annette und Andreas, soll auch künftig eine intensive Auseinandersetzung mit der geeigneten Berufswahl erfolgen.
“Es war ein Glück, dass wir Josef Grossrieder als Produktions- und Diskussionsleiter engagieren konnten”,
erläutert Josef Renner. Unterstützt wird Josef Grossrieder, der bis vor kurzem selber als Oberstufenlehrer
in Altdorf arbeitete, durch den Theaterpädagogen und Regisseur Jürg Schneckenburger.
Mit Annette und Andreas sollen die Jugendlichen zum heiter-ernsthaften Nachdenken und Diskutieren
über ihre Berufswahl animiert werden. Madlen Arnold und Mario Schelbert bilden zwei ideale Identifikationsfiguren.
Im Stück waren sie vor kurzem noch ein Paar. Nun stehen sie unerwartet und unglücklicherweise
vor der gleichen Klasse. Sie können nicht kneifen. Ihr Auftrag ist es, der Klasse von ihren Berufwahlentscheiden zu berichten. Das gelingt mehr schlecht als recht, denn sie fallen sich ins Wort, stehen sich im Weg. Erst zum Schluss kommt es zu einer Annäherung. Annette und Andreas reden nun über Vorurteile, ihre Beziehung und über die berufliche Zukunft.