Eine freie Republik hat den Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2016 erhalten: In Genf ehrte das Bundesamt für Kultur das Theater HORA aus Zürich mit seinem höchsten Theaterpreis.
Prix suisses de théâtre | Schweizer Theaterpreise 2016
Fünf Schweizer Theaterpreise 2016
Die dritte Ausgabe der Schweizer Theaterpreise fand in Genf, im Théâtre de Caruoge – Atelier de Genève statt und hat fünf Schweizer Theaterpreise an Personen oder Institutionen verliehen, die sich um das vielfältige Theaterschaffen der Schweiz verdient gemacht haben. Die Preise gingen an:
Teater Giuven Grischun / Junges Theater Graubünden, gegründet vom Theaterpädagogen Roman Weishaupt, infiziert die Jugend im Bündnerland mit zeitgenössischem Theaterspiel;
400asa, eine der innovativsten frei schaffenden Compagnien der Schweiz, ergründet zeitgenössisches Storytelling auch in Aussenräumen, im Film und in Games;
Germain Meyer, Theatervermittler aus dem Jura, initiierte die einzige Theater-Matura der Schweiz in Porrentruy;
Jean-Quentin Châtelain aus Genf, eine schauspielerische Ausnahmeerscheinung, spielt auf den namhaftesten Bühnen der Frankophonie und ist in vielen Filmen zu sehen;
Barbara Frey, seit 2009 leitet sie das Schauspielhaus in Zürich, ursprünglich Schlagzeugerin, später Regisseurin in der freien Szene, inszeniert sie heute an den grössten Häusern im deutschsprachigen Raum.
Und der Schweizer Kleinkunstpreis 2016 ging an die:
Compagnia Baccalà mit der Tessinerin Camilla Pessi und dem Sizilianer Simone Fassari, die es verstehen, durch die Verbindung von gekonnter Akrobatik und herzzerreissender Clownerie ein fesselndes Erlebnis für das Publikum zu kreieren.
Eine freie Republik
Der Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2016 ging an das Theater HORA, eines der wenigen professionellen Theater von und mit Menschen mit einer geistigen Behinderung in der Schweiz, das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Nach einem ersten Projekt 1989 gründete der Theaterpädagoge Michael Elber das Theater HORA, das 2003 Teil der Stiftung Züriwerk wurde, die erste und bis heute einzige professionell arbeitende Kulturwerkstatt für geistig behinderte Künstlerinnen und Künstler in der Schweiz. Seit 2009 bietet das Theater HORA Menschen mit einer geistigen Behinderung zudem eine anerkannte Schauspielausbildung an. Der zweite Hauptbereich der künstlerischen Arbeit ist die Entwicklung von Bühnenproduktionen, sei dies in Eigenproduktionen oder in der Zusammenarbeit mit externen Theaterschaffenden.
Neben Bühnenwerken wie dem besonders erfolgreichen «Disabled Theater» oder der sogenannten «Beatrice Egli»-Trilogie sorgt das auf drei Jahre angesetzte radikale Experiment «Freie Republik HORA» für Aufsehen. Ohne Spielvorlage, Autorin oder Regisseur bringt das Ensemble eigene Themen auf die Bühne. Zum Gesamtpaket der HORA-Republik zählen ein Förderverein, das von 2007 bis 2013 biennal veranstaltete Festival «OKKUPATION!», Workshop-Angebote oder die Hora-Band.