Bei der Komödie von Yasmina Reza, die das Theater Aeternam im Pavillon Theater Luzern spielt, bleibt einem das Lachen auch mal im Halse stecken. Ein lustiges, manchmal bitterböses Stück über die Verletzlichkeit menschlicher Beziehungen.
Pavillon Luzern | Der Gott des Gemetzels
In diesem Stück wird auf Kunst erbrochen!
In diesem Stück wird Knusperinchen getötet!
In diesem Stück wird ein Hamster ausgesetzt!
In diesem Stück gibt es schlechten Espresso!
In diesem Stück prügeln Frauen!
Das Ehepaar Véronique und Michel Houillé empfangen in ihrer Pariser Wohnung das Ehepaar Annette und Alain Reille. Der 11jährige Ferdinand Reille hat den gleichaltrigen Bruno Houillé in der Schule mit einem Stock verprügelt und ihm zwei Schneidezähne dabei herausgeschlagen. Die Eltern der beiden sind zusammengekommen, um das Geschehen zu diskutieren. Véronique ist eine sozialkritische Schriftstellerin, die an einem Buch über den Darfur-Konflikt arbeitet. Ihr Mann Michel betreibt einen Eisenwarengroßhandel. Annette Reille ist Vermögensberaterin und ihr Mann Alain ein erfolgreicher Jurist, der für einen Pharmazie-Konzern arbeitet. Das Gespräch beginnt harmlos. Annette und Alain geben sich schuldbewusst und Véronique und Michel geben zu verstehen, dass sie eine friedvolle Übereinkunft möchten, wenn nicht sogar zur Vergebung bereit sind. Doch langsam erhält der Konflikt einen anderen Ton.
Nach und nach drängen die Schwachpunkte der einzelnen Lebensläufe an die Oberfläche. Die Atmosphäre wird zunehmend aggressiver und somit auch die Beurteilung der Tat des 11jährigen Ferdinand und die Beurteilung der Opferrolle von Bruno. Michel serviert als guter Gastgeber neben dem Clafoutis seiner Frau einen ausgezeichneten Rum. Der Alkohol bewirkt schließlich die Eskalation. Annette übergibt sich auf einen wertvollen alten Bildband von einer Ausstellung Oskar Kokoschkas und ertränkt das Handy ihres Mannes in einer Vase mit Tulpen. Die Beziehung zwischen den Söhnen sollte wiederhergestellt werden, doch dann lassen die beiden Paare ihre eleganten Wohlstandsmasken fallen und ergehen sich in einem Streit, wobei die Koalitionen paarübergreifend wechseln. Einzig Alain fühlt sich letztlich in seiner Weltanschauung bestätigt. Er habe immer an den Gott des Gemetzels geglaubt.