Robert Carsen setzt in seiner Zürcher Inszenierung ganz auf die Perspektive des Protagonisten und erzählt die fatale Geschichte vom Ende her. Beklemmend die Radikalität und Stringenz mit denen Carsen sein Konzept realisiert.
Opernhaus Zürich I Pique Dame
Erinnerungen an einen längst vergangenen Glanz
In der Petersburger Gesellschaft, die sich vorwiegend für Maskenbälle und ähnliche Äusserlichkeiten interessiert, ist der Offizier Hermann ein Aussenseiter: Er hat nämlich kein Geld. Deshalb ist auch Lisa, in die er sich aus der Ferne unsterblich verliebt hat, für ihn unerreichbar. Lisa, die Enkelin einer steinreichen Gräfin, ist mit dem Fürsten Jelezki verlobt. Zufällig erfährt Hermann, dass die alte Gräfin ein Geheimnis hütet: Sie weiss, mit welchen drei Karten sich im Spiel ein Gewinn erzielen lässt, der Hermann ein neues Leben ermöglichen würde. Von nun an wird das Glücksspiel für Hermann zur Obsession, über der er nicht nur seine Liebesfähigkeit, sondern auch seine Identität und schliesslich sein Leben verliert.
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
«Niemals zuvor hat mich einer meiner Charaktere so leidenschaftlich zum Weinen gebracht», schrieb Tschaikowski während der Entstehung der Oper; mit dem innerlich zerrissenen, aus der Gesellschaft ausgegrenzten und dem Wahnsinn nahen Hermann hat sich der Komponist identifiziert wie mit keinem anderen seiner Protagonisten. Wie ein Besessener arbeitete Tschaikowski an seiner «Pique Dame», die er in nur 44 Tagen während eines Italienaufenthaltes komponierte.