Eine leidenschaftliche Oper, welche schlicht und einfach fesselt.
Die Philharmonia Zürich packt mit einer phänomenal interpretierten und fantastisch gespielten Wiedergabe von Wagners aufpeitschender Partitur.
Opernhaus Zürich | Der fliegende Holländer
Brillante Parodie
Von Heinrich Heine stammt die Geschichte vom verfluchten Seefahrer, der sich nach Erlösung durch die treue Liebe einer Frau sehnt. Der Meister der romantischen Ironie stückelte aus diversen Seefahrersagen ein fiktives Theaterstück zusammen und schuf eine brillante Parodie auf die romantischen Schauerdramen, die Richard Wagner allerdings ernst nahm. Er erkannte im unglücklichen Titelhelden, der trotz schwerster Stürme nicht aufgeben will ein gefährliches Kap zu umsegeln, einen, der die Ordnung der Welt nicht einfach hinnimmt, sondern umstürzen will, auch wenn er dafür mit einem schrecklichen Fluch bestraft wird.
Tragische Begegnung
Dieser Mann muss dem jungen Komponisten und Revolutionär wie ein Verwandter im Geiste vorgekommen sein. Ebenso wie die junge Frau, deren Lebenstraum es ist, den kleinlichen Verhältnissen ihres Vaterhauses zu entkommen und den Seefahrer zu erlösen. Es ist eine Frau mit unbedingtem Anspruch auf Selbstverwirklichung. Ihre Vision von einem erfüllten Dasein setzt sie gegen alle Widerstände durch und bleibt sich bis zur letzten Konsequenz treu. Die Begegnung der beiden Menschen endet tragisch. Aber in Wagners Augen scheitern nicht sie an der Welt, sondern die Welt an ihnen. Wenige Jahre später stand Wagner in Dresden auf den Barrikaden und versuchte, seinen Traum von einer Welt, die durch Liebe erlöst und von Liebe bestimmt wird, in Wirklichkeit zu verwandeln…
Überragende Sänger
In dieser Produktion agieren Sängerinnen und Sänger von bestechendem Format auf der Zürcher Bühne. Besonders entgegengefiebert hat man dem ersten Auftritt des Walisers Bryn Terfel in der Titelrolle, daneben ist Anja Kampe als grandiose Senta ebenfalls zum ersten Mal in Zürich zu sehen. Matti Salminen ist noch einmal als Daland zu erleben. Genau so hingerissen ist man von den Klängen aus dem Orchestergraben, wo Alain Altinoglu und die Philharmonia Zürich mit exzellentem Wagnersound beglücken. «Der fliegende Holländer» ist die erste Regiearbeit von Intendant Andreas Homoki in Zürich. Dem Hausherrn ist damit ein packendes Drama gelungen, geradezu beispielhaft in der plastischen Personenführung. Ausführliche Kritik und weitere Angaben zu Inhalt und Werk auf oper-aktuell