Das Luzerner Theater bringt Dostojewskijs opulenten russischen Kriminalroman “Schuld und Sühne” aus dem 19. Jahrhundert in einer intensiven, auf die wesentlichen Figuren verdichteten Theaterfassung auf die Bühne.
Luzerner Theater | Schuld und Sühne
Der verarmte Jurastudent Rodion Raskolnikow ist der festen Überzeugung, die Menschheit müsse in zwei Sorten unterteilt werden – das Material und die Auserwählten – und letztere Kategorie habe das Recht, ihre dem Fortschritt dienlichen Ideen radikal durchzusetzen, auch wenn dabei Menschenleben geopfert werden müssen. Nur so könne der Lauf der Welt verändert werden. Im Glauben, er selbst gehöre zu den «Auserwählten», begeht er Raubmord an einer alten Pfandleiherin und ihrer Tochter, deren Leben ihm nichtig erscheinen. Es dauert nicht lange bis er unter Verdacht gerät und sich den psychologisch raffinierten Verhörmethoden des Untersuchungsrichters Porfirij Petrovic stellen muss. Ein atemberaubendes, intellektuelles Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem bald nicht mehr klar ist, wer die Oberhand behalten wird. Doch irgendwann meldet sich Raskolnikows Gewissen. Unter dem Druck des inständigen Zuspruchs der Prostituierten Sonja und der immer bohrenderen Fragen Petrovics gesteht er schliesslich seine Tat.
Rodion Raskolnikow ist eine der fesselndsten Gestalten der Weltliteratur. In seinen Ideen spiegelt sich eine albtraumhafte Gesellschaft, in der sich Menschenverachtung, Selbstsucht und Unfreiheit zu einem düsteren Mosaik zusammenfügen.
Regie führt die 1975 in Chur geborene und für ihre Inszenierungen bereits mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Barbara-David Brüesch.
Kurzkritik: Schwer vorstellbar, dass “Schuld und Sühne” im Theater Luzern nicht das momentane Glanzlicht der aktuellen Schweizer Theaterlandschaft darstellt. Barbara-David Brüeschs Romanadaption von Fjodor Dostojewskijs Klassiker “Schuld und Sühne” ist auf allen Ebenen gelungen. Frei von jeglichen Längen, präsentiert ein herausragendes Schauspielensemble ein packendes Stück, wie man es nicht alle Tage zu sehen bekommt. Geradezu fulminant agiert Christoph Gawenda in der Rolle des Jurastudenten Rodion Raskolnikow. Das Bühnenbild entwickelt in seiner Schlichtheit und gleichzeitigen Genialität eine enorme Kraft. Es ist eine Lust zuzusehen, mitzudenken und mitzuleiden. Einziger Wermutstropfen: Das Stück wird nur insgesamt sieben Mal gespielt. Falls also das Luzerner Publikum nicht ganz verschlafen ist, dürften die kommenden Aufführungen in Windeseile ausverkauft sein.