Wohin treibt eine Gesellschaft, die gedanklich ausschliesslich um den eigenen Wohlstand kreist? Die Oper zeigt ein grelles Kaleidoskop der Dekadenz.
Luzerner Theater | Satyricon
Der sittliche Untergang
Der antike Dichter Petronius beschrieb den sittlichen Untergang des Römischen Imperiums in seinem um 60 n. Chr. entstandenen Opus «Satyricon». Bruno Maderna griff diese Vorlage 1973 auf, um Parallelen im damals gegenwärtigen Zustand Italiens aufzuzeigen. Der Komponist war zur Entstehungszeit seines vorletzten Werks bereits stark von Krankheit gezeichnet. Züge der Resignation lassen sich heraushören, verdecken aber nicht den Humor, der den zynisch-provokanten, aber auch lustvoll-spielerischen Umgang mit dem vorhandenen Material begleitet.
Zerrspiegel einer historisch gewandeten Gegenwart
Bruno Madernas Oper «Satyricon» in einem Akt bündelt Textfragmente in verschiedenen Sprachen zu sechzehn Bühnenszenen und fünf Tonbandeinspielungen, die in beliebiger Reihenfolge ein grelles Kaleidoskop der Dekadenz ergeben. Im Mittelpunkt steht Trimalchios Gastmahl, das – als Glorifizierung eigener Grösse gedacht – zu einer Orgie des Zerfalls verkommt. So wie die dramatischen Pointierungen als Zerrspiegel einer historisch gewandeten Gegenwart fungieren, durchziehen die Komposition zahlreiche mehr oder weniger stark verfremdete Zitate aus der Musikgeschichte.