Eine Frau, die aus der Rolle fällt, kann zu einem Problem werden – nicht nur auf der Bühne, sondern auch in einer Beziehung. Umso lustiger, wenn beides zugleich passiert. «Kiss Me, Kate» ist weniger Musical als geniales Musiktheater.
Luzerner Theater | Kiss Me, Kate
Ein Drama vor und hinter der Bühne
1935 entwickelte der Produzent Arnold Saint-Subber zusammen mit dem Ehepaar Spewack und dem Komponisten Cole Porter das 1948 uraufgeführte Musical «Kiss Me, Kate». Ein seit einiger Zeit geschiedenes Schauspielerehepaar tritt gemeinsam in einer Musical-Version von William Shakespeares Komödie «Der Widerspenstigen Zähmung» auf. Sie als die kratzbürstige Katharina, die auf jeden Mann, auch den frisch angetrauten Gatten, mit Stolz herabblickt; er als der selbstherrliche Petruchio, der vor keinem noch so rabiaten Mittel zurückschreckt, um die junge Braut zur Demut zu zwingen. Während der Vorstellung jedoch kommen zunehmend private Gefühle ins Spiel, alte Sehnsüchte schlagen neue Wunden, bis sich hinter den Kulissen bald ein ganz ähnliches Drama abspielt wie auf der Bühne. Dort aber läuft vieles aus dem Ruder…
Eine komplexe Metatheatersituation
Mit wenigen raffinierten Kunstgriffen gelang es den Librettisten, eine komplexe Metatheatersituation zu schaffen, die Shakespeares Plot zum einen als Bühnenfiktion und zum anderen als realen Vorgang innerhalb einer Musical-Truppe ausformuliert, wobei sich die beiden Ebenen auf amüsante Weise miteinander verschränken. Cole Porter schrieb dazu geistreiche, zum Teil das altenglische Idiom ironisch aufgreifende Songtexte und setzte sie in einen mitreissenden Swing, dessen Delikatesse und Witz zum Besten des American Songbook gehören.