Welche Werte gehen als erstes über Bord, wenn die Menschen sich bedroht fühlen? Sind wir noch die Guten? Welche sozialen Mechanismen prägen unser Zusammenleben? Solche Fragen interessieren die Zürcher Regisseurin Barbara-David Brüesch an Gotthelfs Novelle. Brüesch verbindet dazu die gruseligen Metaphern Gotthelfs, wie die Spinne als Symbol des Bösen, mit der Emotionalität von Musicals.
Luzerner Theater | Die schwarze Spinne
Gotthelfs Novelle als «Grusical», aus Alltagsmenschen werden morbide, bizarre Freaks. Genau so wie Horror sein muss!
Zum Stück
Eine Dorfgemeinschaft wird unterjocht. Ein wilder Jäger bietet seine Hilfe an. Als Lohn fordert er nicht viel, nur ein ungetauftes Kind. Doch die Dörfler schrecken zurück. Erst Christine, die Fremde vom Bodensee, nimmt es mit dem Jäger auf und schliesst den Pakt. Doch als der Jäger das Kind fordert, betrügen ihn die Dörfler. Christine wird zum Pfand des Bösen und Spinnen überfallen das Dorf, töten Mensch und Vieh. Mit dem Kreuz im Anschlag stellt sich der Pfarrer dem teuflischen Treiben entgegen, er stirbt. Niemand kann der Spinne entkommen, sie hockt fett und dick über dem Dorf. Wird je wieder die Sonne über dem Tal aufgehen?
Nur ein kleiner Stoss
Gotthelfs Novelle «Die schwarze Spinne» gilt wahlweise als schwarze Volkspädagogik oder bildgewaltige Milieustudie ihrer Zeit. Durch die Jahrhunderte wurde diese Fabel vom Kampf des Guten gegen das Böse als Spiegel der Gegenwart befragt. Dort setzt die Zürcher Regisseurin Barbara-David Brüesch mit ihrer Bearbeitung an. Die epische Sprache Gotthelfs übersetzt sie in dramatische Szenen in eigener Sprache. Entstanden ist ein «Grusical», in dem die Grenzen zwischen Realismus und Absurdität in einer magischen Zwischenwelt verwischen. Der Basler Knut Jensen komponierte Songs und Motive für die Figuren und verbindet moderne und volkstümliche Instrumente zu einem eigenen Klangkosmos.