Das Publikum ist mittendrin, wenn es heisst: «Ah, que j’aime le militaire!» und hautnah dran an Fritz’ Entscheidungskampf zwischen schlichter Liebe und steiler Karriere. In Lennart Hantkes Inszenierung verwandelt sich das Luzerner Theater selbst in den Hof der Gerolstein mit Marina Viotti als Grossherzogin und Robert Maszl als Soldat Fritz.
Luzerner Theater | Die Grossherzogin von Gérolstein
Die Figuren sind herrlich skurril, die Musik grandios erfrischend und brillant, die Handlung wunderbar verrückt.
Politisch opportune Haube
Die Grossherzogin von Gérolstein hält Hof am Luzerner Theater! – dafür muss das Haus an der Reuss natürlich aufgehübscht werden, inklusive Sondersaalplan! Denn die Grossherzogin ist ziemlich enerviert vom allseitigen Wunsch, sie unter die politisch opportune Haube zu bringen. Ihre Lover sucht sie sich aber lieber selber aus – und lässt dafür auch den einen oder anderen militärischen Rang springen, was ihre Gefolgsleute schier in den Wahnsinn treibt. Ein Plan muss her, um die Regentin vom Politisieren abzuhalten und endlich wieder unter Männern Kriegerlis spielen zu dürfen. Warum? Egal! …
Gegen Militarismus
Offenbach nimmt in seinem musikalisch und inhaltlich ebenso romantischem wie aberwitzigem Werk die beängstigenden Auswüchse eines blinden Militarismus und der sinn- und verstandlosen Jagd nach Ruhm und Ehre ebenso auf die Schippe, wie er die menschlich-allzumenschliche (Sehn-)Sucht nach Liebe und Anerkennung vergibt.