Friedrich Dürrenmatt hatte die musikalische – und nach wie vor hochaktuelle – Komödie um dreckige Bankgeschäfte in der Schweiz angelegt. Regisseurin Claudia Meyer verlagert das Stück in die USA und verleiht ihm dadurch eine zusätzliche komische Komponente.
Konzert Theater Bern | Frank V.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
In zweihundert Jahren ist die Bank gross und reich geworden mit Aktenschwindel, Bilanzfälschung, Mord und Totschlag. Nun wird Frank V., Chef der Privatbank, erpresst. Kurzerhand beschliesst er, zum Schein zu sterben. Für tot erklärt, ist er die Steuerbehörde und seine Gläubiger los und kassiert überdies die Lebensversicherung. Denn eigentlich will er schon längst aus dem dreckigen Bankengeschäft aussteigen. Ihre beiden Kinder haben der Bankdirektor und seine Gattin vorsorglich weit ab von ihren Machenschaften in teuren Internaten zu rechtschaffenen Menschen erziehen lassen. Was die Eltern jedoch nicht ahnen: Die Erpresser sind ihre Sprösslinge, die als sechste Generation Frank mit noch ganz anderen Methoden ins Bankgeschäft einsteigen werden.
Tiefgründige Komödie
Friedrich Dürrenmatts Stück ist vordergründig eine heitere Komödie mit Musik des Schweizer Operettenkomponisten Paul Burkhard. Hintergründig nimmt Dürrenmatt jedoch mit seinem typischen, satirisch geschärften Blick die heiligste Kuh der Schweiz namens «Bank» ins Visier. Heute sind die Banken weltweit in der Krise und haben auch in der Schweiz ihr sauberes Image längst eingebüsst. Ein Image, das bereits bei der Entstehung des Stückes 1959 aufgrund der Diskussionen um das Bankgeheimnis, das für die jüdischen Vermögen geschaffen worden war, zu bröckeln begonnen hatte. Und so bekommt die bankrotte Privatbank der Familie Frank mitsamt dem Staat, der bei Dürrenmatt bezeichnenderweise alt und blind ist und am Ende als deus ex machina einspringt und alle Probleme löst, eine ganz neue, aktuelle Bedeutung: Manche Probleme sind eben «too big to fail».