Per Video kündigt ein Täter eine «unfassbare Tat» an. Was veranlasst Menschen zu sinnlosen und grausamen Gewalttaten und wie kann man diese rationalisieren und erklären? Diese Frage dient als Ausgangspunkt für eine hochaktuelle Untersuchung der Conditio humana. Das Kellertheater Winterthur zeigt das packende Stück als Schweizer Erstaufführung.
Kellertheater Winterthur | Theaterstück «Die unterbliebenen Worte»
Ein Thriller auf der Theaterbühne: Es geht um scheinbar sinnlose Gewalt, eine Person kann sie erklären. Doch lässt sie sich auch verhindern?
Gesellschaftskritik, spannend verpackt
Darum geht es im Stück: Mari Jókai ist Mitte Vierzig. Sie lehrt an der Universität. Ihr Fachgebiet: Erziehungswissenschaft. Eines Tages wird sie in ihrem Büro von zwei Kripobeamten erwartet, die sie bitten, sie zum Sicherheitsbüro zu begleiten. Sie soll sich ein Video ansehen. Auf dem Band ist ein junger Mann zu sehen. Sein Name ist David Weber, er ist Anfang Zwanzig, studiert im dritten Semester Medizin, wirkt sympathisch, klug, einnehmend. Doch er kündigt etwas an, das gegen alle Vernunft zu verstoßen scheint. Eine «unfassbare» Tat. Gewalt, die scheinbar ohne Ursache ist. Und er nennt den Namen einer Person, die sein Handeln, wie er sagt, erklären kann: Mari Jókai. Kann sie die Tat rechtzeitig verhindern? Vor- und Rückblenden sowie die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart machen aus dem intelligent verwobenen Stück einen packenden Thriller, dem es gelingt, über marode Gesellschaftsprinzipien und -strukturen zu reflektieren, ohne akademisch zu sein. Ein konzentrierter Theaterabend aus dem Heute geschnitten.
Vorlage für Tatort-Krimi
Was wie ein Krimi klingt, ist auch einer. «Die unterbliebenen Worte» wurden Anfang 2017 Stoff für eine «Tatort»-Folge: diese lief unter dem Titel «Schock». Geschrieben hat es Rupert Henning. Der 1967 in Klagenfurt geborene Historiker und Anglist ist seit 1984 als Autor tätig, unter anderem für Fernsehen und Radio in den verschiedensten Genres. Seit 1986 arbeitet Henning auch als Schauspieler und Regisseur für verschiedene Bühnen. 2009 gründete Rupert Henning gemeinsam mit anderen österreichischen Filmschaffenden die Akademie des Österreichischen Films.