Die Free Opera Company ist ein kleines, feines Opernunternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat mit jungen, aber professionellen Darstellern auch unbekanntere Opern auf die Bühne zu bringen: Dieses Jahr ist es Pacinis Don Giovanni.
Free Opera Company | Don Giovanni
Verdi als Verdränger
Seit rund zehn Jahren führt die Company alljährlich eine Oper auf. Ihr Anliegen ist es, unbekannte Werke auf die Bühne zu bringen und damit dem Publikum musikalische Schätze ausserhalb des bekannten Repertoires zu präsentieren. So gilt die kommende Produktion einem sowohl inhaltlich als auch musikalisch höchst reizvollen Werk des heute praktisch kaum mehr bekannten toskanischen Komponisten Giovanni Pacini (1796–1867). Pacini war ein Zeitgenosse von Donizetti und Bellini und schrieb über sechzig Opern, deren Libretti zum Teil auf grossen historisch-mythologischen Stoffen basieren, wie etwa dem Untergang Pompejis, dem Indienfeldzug Alexanders des Grossen oder dem sagenumwobenen Liebestod der antiken Dichterin Sappho. Einige wenige dieser Werke finden ab und zu den Weg auf die Bühne; die Mehrheit geriet – überschattet vom aufstrebenden Genie Verdis – zusehends in Vergessenheit, durchaus zu Unrecht, da es darunter absolut hochrangige Musik gibt, die der zeitgenössischen zumindest ebenbürtig ist.
Schlanke Inszenierung
Für lustvolles Musizieren mit Brio und belcantistischem Melos sorgen die vielseitigen Chamber Aartists CHAARTS unter dem Freiburger Dirigenten Emmanuel Siffert. Getreu ihrem Ruf für schlanke Inszenierungen ohne Plüsch und Pomp und dem jungen Ensemble gemäss rückt die Inszenierung von Gisela Nyfeler den gewissenlosen Womanizer denn auch in die Gegenwart. Giovanni (Pascal Marti) ist ein smarter, sportlicher Playboy unserer Tage, vielleicht ein Skilehrer, ein Pistenheld jedenfalls. Sein Jagdgebiet ist die Apéro-Bar, wo man sich gegen Abend zum Drink und zum Flirt trifft. Leporello – hier mit Namen Ficcanaso (Jonathan Sells) – ist sein Kumpel, der den erfolgreicheren Kollegen zwar beneidet, diesem aber auch immer wieder Vorwürfe für seinen rücksichtslosen Umgang mit den Frauen macht. Die weiteren Protagonisten, Anna (Julie Caffier), Ottavio (Erlend Tvinnereim), der Komtur (Milan Siljanov) und das frisch vermählte Pärchen Zerlina und Masetto (Ulla Westvik und Philippe Meyer), sind Gäste eines Nobelkurorts. Ein paar Kellner (Viktor Majzik, Tamàs Bertalan Henter, Philipp Scherer) heizen die Situation zusätzlich auf.