Am Figurentheater Festival Basel war die Hose von Chuck Berry in Gesellschaft mit Cupido zu bestaunen, dessen Pfeilbogen vom Hasen davon getragen wurde. Ein aberwitziges Spektakel.
Figurentheater Festival Basel | Cupidon
Gilbert Peyre ist ein jugendlich wirkender Franzose mit Jahrgang 1947, den man als «sculpteur électromécanique» bezeichnen kann. Seine Werke nennt er «sculptures animées». Sein besonderes Fach ist die Automatenoper – genauer die «Comédie tragique der elektromechanischen Skulpturen». Peyre erfindet und entwickelt seine Automaten mit seinen Mitarbeitern zusammen. Die Kraft und Poetik dieser Objekte erinnern an diejenigen eines Jean Tinguely oder Jim Whiting, aber anders als die Vorgenannten stellt er seine Maschinen auf die Bühne eines Theaters und schafft zusammen mit Schauspielern eine Welt, die zart und zünftig nicht von heute zu sein scheint, uns dennoch sehr nahe ist.
Die theatralischen Maschinen
«Cupidon, Propriétaire de l’Immeuble situé sur l’Enfer et le Paradis» ist dazu noch ein Stück voller Hinterwitz und Poesie, wo verrückte Objekte mit den Schauspielern einen Tanz aufführen, an dessen Sogwirkung man sich allzu gerne erinnern wird. Peyre fing Mitte der neunziger Jahre an, seine bewegten Objekte in theatralischen Umgebungen zu installieren. Seine Figuren sind oft Abwandlungen bekannter Charaktere, und auch hier muss Cupido (Amor) sich zuerst in seine neue Geschichte einfinden. Es bleibt bis zuletzt unklar, ob der von einer Höllenmaschinerie beherrschte nicht auch noch ein Kastrat oder ein Kriegsversehrter ist. Er wird die ganze Zeit verhindert sein, der Welt die Liebe zuzutragen, stattdessen muss er sich im Nachsingen von Caruso-Arien üben. Auch sein Gegenüber, eine görenhafte Mariengestalt, möchte ihn zuerst mal von sich selbst überzeugen. Gleich wie Cupidon ist auch sie an eine mechanische Prothese gebunden, dessen Radius eng gefasst ist, bis sie beide zuletzt erlöst werden. Der Schluss ist aber keine gönnerhafte Geste ans Glück, sondern ein Schuss auf den Apfel der Lebens, dass es uns nicht zusteht, die Welt als natürlich gegeben zu nehmen. So scheint die Geschichte ihren Lauf zu nehmen, und wir werden immer wieder mit neuen Einschüben überrascht, bis uns die Augen und Ohren wackeln im Takt der pneumatischen Apparaturen.