In der Gegenüberstellung der Kurzoper «Il prigioniero» von Luigi Dallapiccola und Jan Dismas Zelenkas «Requiem D-Dur» ist zu hören, wie sich Alt und Neu auf faszinierende Art und Weise zu einem ästhetischen Ganzen verweben. Eine Klangwelt, die das Luzerner Theater all jenen widmet, die für den freien Willen, das freie Wort, für Freiheit in ihrem vollumfänglichen Verständnis ein- und aufstehen, auch um den Preis ihres eigenen Lebens.
Die Würde des Menschen ist unantastbar
- Publiziert am 5. November 2024
Von diesem höchsten Gut klingt und spricht im Februar 2025 der hochemotionale Doppelabend «Requiem für einen Gefangenen» im Luzerner Theater.
Die Illusion von Freiheit
Dallapiccola stellt als Reaktion auf den Faschismus im Zweiten Weltkrieg mit «Il prigioniero» 1949 die Frage nach der Würde des Menschen angesichts politischer Willkür, Verfolgung und Unterdrückung. Der italienische Komponist siedelt die Oper zur Zeit der Spanischen Inquisition im 16. Jahrhundert an und erzählt von der letzten Nacht im Leben eines Gefangenen kurz vor seiner Hinrichtung. Albträume plagen ihn, doch als er die Tür seines Kerkers geöffnet findet, schöpft er Hoffnung. Er geht den dunklen Gang entlang, riecht schon frische Frühlingsluft – und findet sich betrogen. Am Ende muss er erkennen: Die Illusion von Freiheit und Hoffnung war seine grösste Folter. Zelenka wiederum komponiert sein Requiem anlässlich des Todes von Kaiser August dem Starken am 1. Februar 1733. Er erschafft ein beeindruckendes Meisterwerk barocker Klangkunst, das Raum lässt für kontemplative Trauer und zugleich die glorreiche Auferstehung des Kaisers beschwört. Würde, Tod und Hoffnung gehen Hand in Hand.