Ursina Greuel inszeniert Gerhard Meisters Stück «In meinem Hals steckt eine Weltkugel», das sich an uns, die Menschen in der reichen Schweiz richtet. Getrieben vom Rhythmus des Schlagzeugs, den Klängen eines Vibraphons und den eigenen Schuldgefühlen verheddern sich die Figuren in ihren Argumentationsketten. Ist das der Sound unserer aufgeklärten Welt?
Die Welt wird immer ungerechter, und jetzt?
- Publiziert am 3. Februar 2025
Das satirisches Spoken-Word-Musik-Theaterstück begibt sich auf die Suche nach Antworten und stösst auf viele offene Fragen.
Gerhard Meister (*1967 im Emmental) schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Spoken-Word-Texte, mit denen er selber auf die Bühne geht. 1995 verfasste er sein erstes Stück, bei dessen Aufführung er selber mitspielte. In Zusammenarbeit mit Andres Lutz entstand das Bühnenprojekt «Geholten Stühle: The Stools walk the Earth», das rasch nationale Aufmerksamkeit und im Jahr 2000 den Salzburger Stier gewann. Meister schrieb über 20 Theaterstücke sowie Hörspiele, die u. a. am Schauspielhaus Zürich, am Burgtheater Wien, an den Bühnen Bern und zahlreichen weiteren Bühnen im In- und Ausland gespielt wurden. Gerhard Meister ist Teil des Spoken-Word-Ensembles Bern ist überall und steht mit den Musikerinnen Anna Trauffer und Franziska Brücker als Trio brückermeistertrauffer auf der Bühne. Er veröffentlichte zwei Bücher mit Spoken-Word-Texten sowie einen Gedichtband und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Ursina Greuel (*1971 in Göttingen) studierte Regie und Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Nach einem zweijährigen Engagement am Thalia Theater in Hamburg entschied sie sich für das Arbeiten in der Freien Szene. 1999 gründete sie zusammen mit Lukas Holliger die Basler Autorenreihe «Antischublade», welche sie gemeinsam bis 2004 leiteten. In ihrer künstlerischen Arbeit sowie in zahlreichen Gremien und Jurys setzt sie sich seither mit zeitgenössischer Dramatik auseinander. Gemeinsam mit dem Autor Guy Krneta gründete sie 2002 die Theatergruppe Matterhorn Produktionen, die sich durch ihren musikalischen Umgang mit Sprache einen Namen gemacht haben. Von 2006 bis 2015 präsidierte sie den Berufsverband der Freien Theaterschaffenden ACT und gründete das Basler Kulturparlament. Ursina Greuel ist Mitherausgeberin der «edition spoken script», deren Ziel es ist, den literarischen Wert von gesprochener Sprache mit Buchpublikationen zu unterstreichen. 2015 lancierte sie im neuentheater.ch Dornach die STÜCKBOX, eine Theaterreihe, die den Text und die Sprache in den Vordergrund stellt. Seit 2018 ist sie Künstlerische Leiterin am sogar theater in Zürich. 2024 wurde sie für ihre Regiearbeit mit einem Schweizer Preis für Darstellende Künste ausgezeichnet.
Über das Stück
Die Welt wird immer ungerechter, die Widersprüche immer unausweichlicher. Was aber bedeutet das stetig wachsende Gefälle zwischen Arm und Reich konkret für mich als europäisches Individuum? Die Figuren in Gerhard Meisters Stück «In meinem Hals steckt eine Weltkugel» versuchen den verzweifelt komischen Kraftakt, sich hier und jetzt den Tatsachen ihres Lebens in dieser Welt zu stellen. Sie schlingern zwischen Mitgefühl, Schuldgefühl und Eigennutz und sind sich dessen vollauf bewusst. Regisseurin Ursina Greuel nimmt sich dem Text an, um unserer kollektiven Lähmung etwas entgegenzusetzen. Für die im Stück verhandelten Fragen hat sie keine Antworten parat. Aber sie stellt die Fragen mit ihrem fünfköpfigen Team auf eine zugängliche Art, auf eine Art, die Spass machen darf und die uns im besten Fall ermächtigt, unsere Hilflosigkeit nicht als alternativlos hinzunehmen. Wie alle ihre Arbeiten, ist auch diese getragen von einem Glauben an die Menschlichkeit.
(Textgrundlage: sogar theater)