Selten paaren sich Komik und Hintersinn so geglückt in den Widersprüchen einer Figur. Alceste reicht es. Er hat genug von all den Lügen, der Heuchelei und Oberflächlichkeit. Auf jeden Fall geht es in dieser Komödie um die Frage: Wer ist Menschenfeind und wer Menschenfreund?
Der Menschen Feind
Ein unauthentischer Liebender
Der vom Leben desillusionierte Alceste, weniger Menschenfeind als Wahrhaftigkeitsfanatiker, wähnt sich im alleinigen Besitz des Durchblicks, was den unguten Gesamtzustand der Welt betrifft. Seine Tiraden prallen an dem pragmatischeren Philinte ab: Er weiss, dass Alceste seinen eigenen Ideen nicht gerecht werden kann, weil er ein unauthentischer Liebender ist. Die kokette Célimène legt Wert auf gesellschaftlichen Austausch und spielerische Selbsterforschung, was den Absturz ihres Verehrers von der Misanthropie in die Melancholie beschleunigt.
Die Fehlfunktionen der Sprache
Der deutsche Autor und Musiker PeterLicht konzentriert sich in seiner hochkomischen zweiten Molière-Bearbeitung (nach «Der Geizige», 2010) auf das Wesen des (sozialen) Schauspiels und die Fehlfunktionen der Sprache – und berichtet en passant von Mundgymnastik, Nervendrohnen und metrosexuellen Zehen. Regisseurin Claudia Bauer bringt diese Neudichtung von Molières berühmter Komödie «Der Menschenfeind» zur Uraufführung.