Der Kinokassenschlager aus dem Jahre 1978 mit Emil Steinberger und Walo Lüönd in den Hauptrollen gilt als erfolgreichster Schweizer Film aller Zeiten. «Die Schweizermacher» sind ein gesellschaftspolitisches Stück, das die Stimmung gegenüber Ausländer:innen hinterfragt und heute aktueller denn je ist. Denn auch 45 Jahre nach der Filmpremiere hat sich an einer Sache nichts geändert: Wer Schweizer werden will, hat etliche Hürden zu überspringen.
Das Theater Glarus feiert mit «Die Schweizermacher» sein 100-jähriges Bestehen
Nach «Der Vorname» nimmt sich das Glarner Ensemble zum Jubiläum einen Schweizer Filmklassiker zur Vorlage für ihre neue Inszenierung.
100 Jahre Theater Glarus
Im November 1923 gründete der Berufsschullehrer Melchior Dürst die «Heimatbühne Glarus». Der Verein setzte sich zum Ziel im Glarnerland Dialektstücke zur Aufführung zu bringen, nach dem Motto: «Volkstümlich und national, aber literarisch wertvoll.» Vorbilder in Programm und Stil waren das Dörfli-Theater der Schweizerischen Landesaustellung in Bern von 1914 und die daraus entstandenen Heimatschutztheater in den Städten.
Grundsätze des Vereins waren die Förderung der einheimischer Theaterproduktion und des Glarner Dialekts, der Amateurstatus der Mitwirkenden und eine «natürliche und lebenswahre» Darstellung in Spiel und Bühnenbild. Anfangs wurden Stücke eigens für die Heimatbühne geschrieben, oft mit Glarner Bezug. Später wurden vermehrt bestehende Komödien und Tragödien ins Glarnerdeutsche übersetzt. Die Heimatschutzbühne war weder der erste noch der einzige Glarner Theaterverein, aber der älteste heute noch existierende. Nach den ersten Jahren änderte der Verein seinen Namen in «Heimatschutztheater», seit 1977 nennt sich die älteste Glarner Dialektbühne «Theater Glarus». Das Vaterländische steht heute etwas weniger im Vordergrund als vor fast 100 Jahren, die Ansprüche an Qualität und Spielfreude sind geblieben.
Über das Stück
Der deutsche Psychiater und seine Frau, der Italiener Francesco Grimolli sowie die kroatische Tänzerin wollen das Schweizer Bürgerrecht erlangen. Aber da ist der Fremdenpolizist, ein wahrer Beamter und Bünzli, der an Angepasstheit und Engstirnigkeit nicht zu übertreffen ist. Sein Assistent ist der liberale Gegensatz, er beginnt sogar ein Verhältnis mit der Tänzerin. In dieser Komödie wird mit feinfühligem Humor der steinige Weg der Einbürgerungskandidat:innen aufgezeigt. An der entscheidenden Gemeindeversammlung wird über alle einzeln und öffentlich abgestimmt, ob sie nun das Schweizer Bürgerrecht erhalten oder nicht. Dem Publikum wird ein Spiegel vorgehalten, der weder verzerrt noch beschönigt. Es werden jegliche Klischees über «Schweizer sein» und «Schweizer werden wollen» benutzt.