Kanon und Gegenwart treffen ungewöhnlich aufeinander: Franz Schuberts «Winterreise» und Maren Kames’ «Halb Taube Halb Pfau» treten in einen fortlaufenden Dialog. Sie verschmelzen und widersetzen sich gegenseitig. Der Pianist und Komponist Edward Rushton sowie die Sänger Serafin Heusser und Pascal Hüppi reisen gemeinsam durch den Winter und erschliessen dem Publikum dieses weitläufige Land. Mal witzig anmutend, mal tiefernst, immer aber auf der Suche nach neuen Wegen.
Das Kollektiv sonolog interpretiert das Kunstlied neu
Es wird gesungen, gesprochen, geschwiegen, geflüstert und «unter Einsatz aller Register» philosophiert.
Zwei zeitlose Werke
Franz Schuberts berühmter Liederzyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller sowie Maren Kames’ mehrfach preisgekröntes literarisches Debüt zeichnen sich durch formale Stringenz und eine verwandte Motivwelt mit deutungsoffenem Horizont aus. So verorten sich beide Werke in einer weissen Schneelandschaft, die zur Projektionsfläche für eigene Gefühle, Sehnsüchte, Hoffnungen, Träume und Erinnerungen wird. Es ziehen Schollen Schubertscher Liedkunst durch Kames’ lyrische Landschaft und so fügen sich teils verfremdete Fragmente aus Schuberts Winterreise mit neu arrangierten Texten aus Kames’ «Halb Taube Halb Pfau» zusammen zu einer einzigartig fragilen Landschaft aus Klang, Poesie und Szene. Im Zwiegespräch mit sich selbst begeben sich sowohl Schuberts Winterreisender als auch Kames’ kleine graue Gestalten auf eine Expedition durch Eis und Schnee, auf eine Reise zwischen Stillstand und Bewegung. Während sich viele Motive der beiden Werke gleichen und überschneiden, könnte deren Ausgestaltung in vielerlei Hinsicht unterschiedlicher kaum sein, liegen doch knapp 200 Jahre zwischen der Entstehungszeit der zwei Werke. Beide sprechen aus ihrer Zeit, verhandeln aber gleichermassen Zeitloses.
(Textgrundlage: sonolog)