In ihrer zweiten abendfüllenden Produktion «Matto regiert – Frei nach Friedrich Glauser» widmet sich die Zürcher Dakar-Produktion der zeitlosen Frage, wie verrückt, fremdbestimmt und wie einsam wir eigentlich sind – inner- und ausserhalb der Irrenhäuser.
Dakar Produktion Zürich | Matto regiert - Frei nach Friedrich Glauser
- Publiziert am 8. November 2017
Eine Geschichte über die Grenzen des gesunden Menschenverstandes, mit vielerlei Lügen und mehr als nur einer Wahrheit.
Vom Kampf mit den Schatten der Vergangenheit
Die psychiatrische Klinik Randlingen: eine kleine, geschlossene Welt, bevölkert mit Ärzten, Patienten und Pflegern. Schritte hallen durch die langen Gänge, Musik tropft durch die Ritzen der Wände, Schlüssel kreischen, Türen werden aufgerissen und fallen ins Schloss. Der saure Klang der Turmuhr kündigt einen neuen Tag an, der für einmal nicht routinemässig totgeschlagen wird, denn sowohl der Direktor Borstli als auch der Patient Pieterlen sind verschwunden und Wachtmeister Studer soll die Sache aufklären. Studer gerät in den Sog der Anstalt. Benebelt durch die suggestive Kraft von Chefarzt Dr. Laduner tastet er sich durch das Labyrinth der Abteilungen, wird von der eigenen Vergangenheit eingeholt und ringt mit Schatten. Auf der Suche nach einer vertretbaren Wahrheit entspinnt sich ein regelrechter Zweikampf zwischen dem Chefarzt und dem Fahnderwachtmeister der Berner Kantonspolizei.
Zum Stück
Das zweite Stück von DAKAR Produktion basiert auf dem dritten Wachtmeister-Studer-Roman von Friedrich Glauser aus dem Jahr 1939. Zum Glück werden Anna Karger, Delia Dahinden und Lukas Roth den Geschehnissen nicht allein ausgeliefert sein – auch diesmal stehen ihnen die Puppen wieder zur Seite und führen sie durch Mattos Reich. Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser (1896–1938) gilt als einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren. Glausers Leben war von Rastlosigkeit geprägt. Mit 22 von seinem Vater «wegen liederlichem und ausschweifendem Lebenswandel» entmündigt, morphiumsüchtig und dauernd von Schulden geplagt, verbrachte er mehrere Jahre in Kliniken, brach immer wieder aus, um erneut gefasst zu werden. Er schlug sich u.a. in Frankreich und Belgien durch, diente in der Fremdenlegion und starb in Italien nur wenige Tage vor seiner geplanten Hochzeit. Mit dem Wachtmeister Studer erschuf er sich eine Gegenfigur zum eigenen Vater: einen Menschen, «der einen so nimmt, wie man ist, der hinhockt und einem zuhört, nicht gleich wegsperrt».