Es geht um Ohnmacht, Repräsentanz und den Wunsch einer jungen Generation ihre Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen. Für Muhammed Kaltuk, selber Sohn eines türkischen Politikers, greift das politische Klima in der Schweiz zunehmend in sein persönliches Leben ein. Das junge, multinational und divers besetzte Ensemble rund um den Tänzer erzählt aus einer sehr persönlichen Perspektive von der Ohnmacht gegenüber der Politik, vom gelähmt sein, wenn man nicht anknüpfen kann, sich nicht vertreten fühlt.
Company MEK nennen sich selbstbewusst die neue Generation in der Schweizer Tanzszene
- Publiziert am 10. Februar 2023
Ihr letztes Stück «Father Politics» von 2020 hat (leider) nichts an Aktualität eingebüsst, im Mai feiert nun «Raising Karen’s Children» Premiere.
«Ich bin in der Schweiz geboren und aufgewachsen und identifiziere mich mit der Schweiz als meinem Heimatort. Ich spreche gut Deutsch, Schweizerdeutsch sogar, man findet mich ganz nett. Trotzdem fühle ich mich unwohl, bin irritiert, wenn ich Plakate in der Öffentlichkeit sehe, auf denen eine Frau in Burka mit dem Slogan ‹Fremd› gezeigt wird.»
Muhammed Kaltuk , 2019
Generation ‹Change›
«Father Politics» demaskiert die Emotionalisierung der Politik, die Meinungsmache politischer Werbekampagnen, die bewusste Manipulation durch anders gedeutete, umgeschriebene, verdrehte und veränderte Wahrheiten. Das Ensemble will mit ihrem Stück eine Haltung beziehen. Es geht um die Energien, die entstehen, wenn man sich politisiert und etwas in Bewegung bringt. Fridays for Future zeigt, dass junge Leute absolut politisch sind. Corona schränkt diese starke Bewegung im Moment sehr ein. Genug Anlass für Company MEK laut zu sein. «Father Politics» zeigt die tänzerischen Individualitäten des Ensembles und bündelt die Energie und Stärke des gemeinsamen Auftretens in kraftvollen gemeinsamen Choreografien. Mit hoher Professionalität, Coolness und Authentizität repräsentiert MEK auf der Bühne die neue kraftvolle, junge, diverse Generation ‹Change›.
Ist-Zustand Schweiz
In «Raising Karens Children» wagt Company MEK gemeinsam mit zwei Spoken-Word-Künstlerinnen und fünf Tänzer:innen eine kritische Bestandsaufnahme des gesellschaftlichen Ist-Zustands der Schweiz. Sie erzählen Geschichten von denen, die nicht repräsentiert sind, für die es keine Strukturen gibt – Tatsachen, die sich durch die Pandemie verschärft haben. Eine Bühne als Wohnzimmer, so eingerichtet, dass sich die Zuschauenden gegenübersitzen, sich sehen, betrachten, beobachten, bewerten können. Gleichzeitig ein Wohnzimmer, in das hineingeschaut wird, ein Zoom in ein Leben, eine klare, sehr intime Realität einer Person. Hier ist etwas geschehen, ein nicht genau benanntes Ereignis, das jetzt massiv in dieses Leben eingreift. Im Schatten grosser interglobaler Ereignisse, wurden hier im kleinen, nationalen Kontext politische Entscheidungen getroffen, deren Folgen erzählt werden. Das Publikum wird bis zum Ende nur mit den Konsequenzen konfrontiert, erfährt nicht, war genau passiert ist.
(Text: Company MEK)