Patrick Frey ist ein Tausendsassa, sein Stück ist ein echter “Integrator”. Witz, Literatur, Zeitgeist, Spielfreude werden geschickt mit Dürrenmatts Klassiker “Die Physiker” vermengt. Amüsant!
Casinotheater| Für die Deutschen
Zum Stück: Animiert durch den Grosserfolg der letzten Eigenproduktion, einer auch literarisch hochwertigen szenischen Collage, planen Regisseur Wild und sein Team am Casinotheater Winterthur eine ambitiöse Inszenierung der berühmten «Physiker» von Friedrich Dürrenmatt. Die früher viel gespielte Komödie aus jener fernen Zeit, als es das Wort Spasskultur noch gar nicht gab, soll entstaubt und aktualisiert werden. Eine ausschliesslich deutsche Besetzung soll das gewisse hochkulturelle Flair garantieren und als willkommene Synergie – dem stark gestiegenen Anteil der Deutschen an der ausländischen Wohnbevölkerung Rechnung tragen. Die neue Lösung heisst also: Weg vom heimischen Schwank!
Aber noch vor der ersten Probe treten unerwartete Schwierigkeiten auf. Der Betriebsberater und Marketingexperte Marc Schäppi, der Leiter des neuen, wichtigen Meet & Greet Department des Casinotheaters, sieht Synergie als Sinnergie und mischt sich in den künstlerischen Prozess ein. Seine gnadenlos kreativen Massnahmen haben ebenso katastrophale wie unfreiwillig komische Folgen für das Stück, das die unsensible Kommerzialisierung nur knapp überlebt.
«Für die Deutschen» ist eine Farce über das bizarre Zusammenspiel von gutgemeinten Qualitätsansprüchen, entfesselter Sparwut und ökonomisch gesteuertem Heimatwahn. Die Rollen sind hervorragend besetzt. Mit von der Partie, Manuel Loewensberg, Sohn von Bundesrat Moritz Leuenberger, der sich im Videointerview mit art-tv.ch nach der Premiere sichtlich erleichtert zeigte.