Art-tv.ch stellt vier Produktionen des diesjährigen Berner Theatertreffens AUAWIRLEBEN vor. Die 26. Ausgabe zeigt 14 aktuelle Produktionen rund ums Thema Generationen. Das Theaterschaffen bildet nach wie vor das Herzstück des Festivals, ergänzt durch Tanz, Performances und Installationen, wird das Panoptikum des zeitgenössischen Bühnenschaffens erweitert, wodurch neue Tendenzen gebündelt sichtbar werden.
AUAWIRLEBEN 2008
Generationen: wenn ich gross bin, wenn ich tot bin
Geburt, Kindheit, gross werden und seinen Lebenstraum entwickeln, Start ins Berufs- und Erwachsenenleben, Karriere und Kinderkriegen, altern und Enkelkinderkriegen, Ausatmen und Sterben im Kreise seiner Lieben. Ein Märchen?
Wer hat jemals eine solche Lebenskurve ideal und real gekratzt? Die Realität heisst heute Sackgasse oder Durchstarten. Beginn und Ende einzelner Lebensphasen folgen keiner klaren Regel mehr. Wer ins Berufsleben eintreten will, hängt in der Warteschlaufe, wer in Würde altern und sterben will, wird zum Objekt der Pflegestufen-Diskussion, die Generation dazwischen findet sich vor der Zeit auf dem Abstellgleis. Die Debatte, wie macht man die Jungen markttauglich und wie «entsorgt» man die Alten, verschärft sich. Der Staat zittert vor einer kinderlosen, vergreisenden Gesellschaft und startet gegen sinkende Geburtenraten eine Werbekampagne für die Familie – Kinder sind unsere Zukunft! Kinder sind unsere Rente! Die Medien berichten fast täglich von Kindermord und Verwahrlosung in «sozial schwachen» Verhältnissen. Soziale Absicherung, das war einmal. Begriffe wie «Lebensplan», «Lebensabend» oder «Generationenvertrag» verlieren ihre reale Basis. Wer jung und wer alt ist, hängt nicht mehr vom Geburtsjahr ab, sondern von den individuellen Möglichkeiten, auf dem Markt zu bestehen und mit dem vorgegebenen Tempo mitzuhalten.
Generationenfragen beherrschen die Realität und nehmen auffallend prägnant Platz im Theater. Das Theater setzt seinen eigenen Blick dagegen, sensibel und manchmal messerscharf.
AUAWIRLEBEN 08 macht 14 Vorschläge zum Thema Generationen. Nicht nur stehen vom Kleinkind bis zu Grosseltern alle Altersgruppen auf der Bühne, auch inhaltlich geht es um generationsspezifische Haltungen. Und um das «dazwischen», das Verhältnis der Generationen und ihrer unterschiedlichen Lebenskonzepte in gegenseitiger Abgrenzung. Und oft weicht der «Vatermord», die kritische Konfrontation oder auch Indifferenz einer zärtlichen Zuwendung.
PS alle fremdsprachigen Vorstellungen sind übersetzt – entweder hör- oder lesbar.