Beim Altdorfer Tell ist aus dem Kreuz ein X geworden und aus dem Einzelheld ein Heldenvolk. Diese Tellspiele sind Schiller pur und Musiktheater gleichzeitig. Altdorf spielt und singt, und man staunt, geniesst, lacht und ist schlichtweg begeistert.
Altdorf | Tellspiele 2016 | Theater uri
Viele Helden
Freiheit beginnt im Kopf: 2016 präsentieren sich die Tellspiele Altdorf als bildgewaltiges Theaterspektakel. Der junge deutsche Regisseur Philipp Becker und sein internationales Team werden der sagenumwobenen Erzählung gerecht und entdecken den Tell auf fantasievolle Weise neu. Die achtzig Spielerinnen und Spieler aller Altersklassen werden erstmals in der Geschichte der Tellspiele durch ein eigenes Festspielorchester unterstützt. Somit agieren über hundert Personen auf der Bühne. Sie stellen im Rahmen eines «Festspiels der Freiheit» mit beeindruckenden Szenen gemeinsam die damals wie heute relevanten Fragen nach Freiheit, Heimat und Heldentum. Ausgehend vom spezifischen Potenzial der Spielerinnen und Spieler entsteht so ein Tellspiel, wie es nur 2016 in Altdorf stattfinden kann. Bei diesen Tellspielen ist der Held nicht Wilhelm Tell, sondern das Gemeinsame. Schliesslich kann man miteinander am besten über sich hinauswachsen. So steht denn auch im Zentrum dieser Inszenierung die Gemeinschaft der Spielerinnen und Spieler, die miteinander ein Fest der Freiheit im wahrsten Schiller‘schen Sinne begehen. Ein Tellspiel der vielen Helden.
Ein internationales Team inszeniert
Die Tellspiele in Altdorf finden in der Regel alle vier Jahre statt. Dieses Jahr fand die Premiere am 20. August 2016 im Tellspielhaus (theater uri) statt. Regie führt Philipp Becker. Regieassistentin ist Bettina Glaus. Gerhold Steinbuch zeichnet verantwortlich für die Dramaturgie, Beni Küng zusammen mit Jacqueline Weiss für das Bühnenbild. Für die Kostüme ist Claudia Rüll Calame-Rosset zuständig, und die Musik steht unter der Leitung von Johannes Hofmann. Die Choreographie stammt von Graham Smith.
arttv Wertung
Die Tellspiele Altdorf sind seit jeher für ihre herausragenden Inszenierungen bekannt (Erwin Kohlund, Franziska Kohlund, Volker Hesse). Die Neuauflage von Philipp Becker legt die Messlatte noch einmal um ein paar Einheiten höher. Entstanden ist eine fantastische Neuinszenierung von Schillers Meisterstück. Bühnenbild und Bühnentechnik sind gewaltig. Das Stück steckt voller witziger Elemente, behält dabei aber seine Ernsthaftigkeit. Einfach grossartig ist das erstmals eingesetzte Festspielorchester mit Kompositionen von Johannes Hofmann. Friedrich Schiller hätte mit Sicherheit an dieser zusätzlichen Ebene grosse Freude, wie generell an der ganzen Leistung der Altdorfer Tellspielleute. Noch zu optimieren ist die sprachliche Leistung einiger Laiendarsteller, hier wäre etwas Nacharbeit wünschenswert. Es überwiegt jedoch der nachhaltige Eindruck einer Inszenierung die begeistert. Fazit: Grandios!