Der Aufruf zur Selbstoptimierung ist allgegenwärtig. Wir leben in einer Kultur, bei der es darum geht, die beste Version seines Selbst zu werden. Das mag für die einen eine bereichernde Herausforderung darstellen, andere setzt es stark unter Druck. Die Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum hinterfragt, was optimal bedeutet und ob die Grenzen hin zum Perfektionismus fliessend sind. Sie zeigt auf, woher die Selbstoptimierungskultur kommt und wer davon profitiert.
Vögele Kulturzentrum | Ist gut nicht gut genug?
Leisten Sie genug? Verbringen Sie Ihre Freizeit sinnvoll? Fordern Sie Ihren Geist ausreichend? Sind Sie körperlich richtig fit?
Unsere Selbstoptimierungskultur
Ausgangssituation für die Ausstellung ist die Faszination für den Menschen als das einzige Lebewesen, das fähig ist, die eigene Unvollkommenheit zu erkennen, sich in Frage zu stellen und nach einer persönlichen Verbesserung und Erfüllung von Sehnsüchten zu streben. Ohne diese Fähigkeit würde der Mensch wohl noch in Höhlen hausen. Doch beobachten wir heute eine allgemein überzogene Selbstoptimierungskultur. Längst geht es nicht mehr nur darum, die Bauchmuskeln zu stärken, eine Fremdsprache zu erlernen oder mehr Neugierde auf fremde Kulturen zu entwickeln. Vielmehr läuft es auf eine ganzheitliche Optimierung hinaus. Hohe Ziele und ehrgeizige Ambitionen gelten als erstrebens- und wünschenswert. Ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, im Sozialen oder im Privaten – wir sollen in allen Lebensbereichen leistungsstark, fit, gesund, attraktiv sowie flexibel sein… und dies möglichst auch bis ins hohe Alter bleiben. Doch was passiert, wenn das auf natürlichem und stressfreiem Weg nicht mehr zu schaffen ist? Wie schnell findet dann der Griff zu ungesunden Methoden oder gar illegalen Substanzen statt?
Die Arbeit am Ich – es gibt viel zu tun!
Es wird aufgezeigt, dass wir vom Aufruf zur Selbstoptimierung konstant umgeben sind und daher oftmals ungewollt und unbemerkt in der Optimierungsmaschinerie stecken. Fragen wie ‹Ist die Freizeit die Arbeit von heute?›, ‹Bietet uns der eigene Körper grenzenlose Möglichkeiten?› oder ‹Welche Chancen haben unsere Kinder?› und entsprechende Erläuterungen sensibilisieren das Publikum und regen zu Diskussionen an. Einblicke, zum Beispiel in die verrückte Welt des Freizeitstresses, in Diskurse über Eingriffe ins Erbmaterial, aber auch informationstechnische Mittel, die Fähigkeiten des Menschen verbessern können, bieten in diesem ersten Kapitel der Ausstellung einiges an bildender Unterhaltung.
Der Antrieb unserer Bemühungen
Hier erhält das Publikum Einblick in den Motivationsmechanismus des Menschen und die Ausstellung gibt unter anderem Antwort auf die Frage, warum wir beim Verfolgen eines bestimmten Ziels Glück und Freude empfinden, bei einem anderen jedoch nur Stress. Jede Bewegung provoziert Kritik und folglich eine Gegenbewegung. Achtsamkeit und Entschleunigung sind hier zum Beispiel immer wiederkehrende Grundideen. Das Aufbegehren thematisiert und stellt einige von ihnen vor, hinterfragt aber ebenso, ob wir in all diesen Gegentrends nicht auch eine Art von Selbstoptimierung leben.
Die eigene Richtung finden
Der letzte Teil der Ausstellung möchte zu verstehen geben: die Wege der Selbstoptimierung sind weit verzweigt. Jede und jeder muss seinen eigenen Pfad und somit sein eigenes Glück finden. Denn bei der Selbstoptimierung geht es weniger um die Optimierung als vielmehr um das Selbst und dessen Glück. Und ist für die eigene Zufriedenheit, das eigene Glück gut nicht oftmals gut genug?