Kein Direktor des Schweizer Fernsehens wär länger im Amt als Peter Schellenberg. Ab 1988 leitete er für 16 Jahre die Geschicke des Senders und war für diverse neue Sendeformate verantwortlich: Keiner baute SF DRS so gründlich um wie er. Mit einem Gespür für TV-Trends verpasste der gelernte Speditionskaufmann dem Sender ein neues Erscheinungsbild und modernisierte SRF durch für die Schweiz noch ungewohnte Sendungsformate. Er ist am 15. April 2021 im Alter von 81 gestorben.
Peter Schellenberg | In Memoriam
- Publiziert am 18. April 2021
Ich musste rabiate Dinge tun
Peter Schellenberg war nicht unumstritten, aber unbestrittenermassen erfolgreich, wie Thomas Pfister 2003 in einem Porträt über den damaligen TV-Direktor in der Bilanz festhielt. Er hatte keine Angst Althergebrachtes zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. «Haftbar gemacht werden können Sie nur, wenn Sie Entscheide treffen. Und ich musste gewisse rabiate Dinge tun. Es war lange eine Haltung im Service public – und es hat auch eine Zeitlang funktioniert: Bloss keine Entscheidungen.» Dank seiner Instinktsicherheit und seiner enormen Sturheit hatte er alle inländischen Konkurrenzversuche wie TV3 oder Tele 24 schadlos überstanden, und auch SF 2 gegen alle Widerstände durchgeboxt. Denn nur so war es ihm möglich, den Marktanteil der beiden Schweizer Kanäle über alle Jahre seines Wirkens zumindest stabil zu halten – und das trotz einer wachsenden Übermacht ausländischer Konkurrenten
Führen ist ganz einfach
Der nach sieben Wochen Rekrutenschule «wegen Subordinationsschwierigkeiten» zum Hilfsdienst abgestufte Schellenberg war ein vehementer Befürworter militärischer Führungsprinzipien. Er meinte damit nicht Morgenappell und Befehlsausgabe mit anschliessendem Leerlauf bis zum Umfallen. Sondern das militärische Delegationsprinzip: «Man legt oben eine verbindliche Strategie fest. Dann wird die Verantwortlichkeit heruntergebrochen und delegiert. Bei den Post-68ern habe man so getan, als ob die hierarchische Führung tot wäre. «Doch es gibt keine Alternative zur hierarchischen Führung.» Seine ersten eigenen Führungserfahrungen machte er, als er Anfang der 70er Jahre aus seinem Team heraus Chef bei der «Antenne» wurde, dem heutigen «Schweiz Aktuell». «Führung ist ganz einfach: Man muss es nur wollen. Sie hängt ab vom Willen und von der Bereitschaft, Probleme offen auszutragen.»