Die Wanderausstellung «Verdingkinder reden» bildet ein Forum für Betroffene, beleuchtet die aktuelle Situation in der Schweiz und stellt Fragen zur Zukunft.
Historisches Museum TG | Verdingkinder
Fremdplatzierung damals und heute
Was geht in einem Kind vor, das von seinen Eltern getrennt wird und in einem fremden Umfeld aufwächst? Wie bewältigt es das Fehlen seiner Bezugspersonen, den Mangel an Geborgenheit, die Ausgrenzung? Wie wird ein Kind dadurch geprägt? Und wie geht es damit in seinem späteren Leben um?
Die Ausstellung VERDINGKINDER REDEN – ENFANCES VOLÉES will ein Kapitel der Schweizer Geschichte vor dem Vergessen bewahren und ehemalige Verding- und Heimkinder in persönlichen Berichten zu Wort kommen lassen. Im Zentrum der Ausstellung stehen Hördokumente. Sie wurden aus 300 Interviews ausgewählt, die im Rahmen zweier Forschungsprojekte über die Fremdplatzierung und das Verdingwesen in der Romandie und in der Deutschschweiz geführt wurden. Betroffene berichten über ihr Leben, ihre Erinnerungen und den Umgang mit ihren Erfahrungen.
Regionales Fenster
An jedem Ort, wo die Ausstellung zu Gast ist, zeigt ein regionales Fenster Bezüge zur Region auf. Die Inhalte der regionalen Fenster werden in Zusammenarbeit mit Forschenden und den Staats- und Gemeindearchiven der Ausstellungsorte erarbeitet. Im Historischen Museum Thurgau widmet sich diese Ergänzung einer zusätzlichen Perspektive: Im Zentrum steht das Bemühen einer ungelernten Arbeiterin, die als Mutter in den 1920er-Jahren im Kanton Thurgau um das Sorgerecht für ihre zwei letzten Kinder kämpfte, nachdem ihr die Obhut für ihre ersten sieben Kinder bereits entzogen worden war. Am Beispiel der Geschichte von Anna Maria Boxler wird dokumentiert, wie Kindswegnahmen und Fremdplatzierungen mit Armut und prekären Lebensverhältnissen zusammenhingen.