Die UNO hat 2022 zum Internationalen Jahr des Glases erklärt und im Thurgau lassen sich viele bekannte und verborgene Glasschätze finden. Aus diesem Anlass haben sich die Museen Thurgau, die Denkmalpflege und Thurgau Tourismus zusammengetan und in einem einmaligen Projekt ihre Aktivitäten koordiniert, um die Auseinandersetzung mit diesem besonderen Werkstoff attraktiv zu machen. Teil davon ist die Ausstellung «Glas & Gloria» im Historische Museum Thurgau.
Gläserne Welten. Exkursionen im Thurgau
Veranstaltungen und Ausstellungen
Das Museum für Archäologie Thurgau zeigt noch bis 16. Oktober 2022 in der Kabinettausstellung «LeTrésor» gläserne «Highlights» aus der Bronze-, Eisen- und der Römerzeit sowie dem Frühmittelalter. Die ältesten Glasobjekte aus dem Kanton Thurgau stammen aus der Bronzezeit (2200–800 v.Chr.). Archäolog:innen entdeckten bei Grabungen in Arbon und Uerschhausen mehrere türkis- bis königsblaue oder schwarzbraune Fayenceperlen. Früher ging man davon aus, dass diese seltenen Funde alle aus Ägypten oder dem Mittelmeerraum an den Bodensee importiert wurden. Neue Forschungen sprechen aber auch für eine Herkunft aus Frattesina in Oberitalien.
Das Historische Museum Thurgau (Schloss Frauenfeld) widmet dem Glas ein ganzes Themenjahr unter dem Titel «Glas & Gloria. Fensterkunst im Thurgau». Der Star dieses Schwerpunkts sind die kostbaren, farbig leuchtenden Glasscheiben im Schloss Frauenfeld, die unglaubliche Geschichten über Heldentum und Liebe oder Machtkämpfe und Angeberei erzählen. Die leichtfüssige Audioguide-Expedition «Ach, du Scheibe!» präsentiert diese Glaskunst in einem komplett neuen Licht. Das Thema Glas wird zudem mittels Podiumsgespräch, Konzertmatinée, Führungen, einer Fachtagung und Kurzreferaten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Im Ittinger Museum sind über ein Dutzend Scheiben aus der Klosterzeit in ihrem originalen Umfeld zu erleben. Audioguide-Texte lassen nachvollziehen, welchen Wert diese hochkarätigen Kunstwerke für die damaligen Bewohner hatten. In einem Vortrag von Kurator Felix Ackermann im April 2022 wurde die besondere Bedeutung dieser oft als Geschenke zwischen den Klöstern ausgetauschten Glasbildern vertieft erörtert. Im Kunstmuseum Thurgau wird anhand von Entwürfen von Carl Roesch ab Mitte April Einblick gegeben in die Glaskunst der Moderne.
Glaskunst im Thurgau
Glas erzählt Geschichten: Seit der Bronzezeit nutzen Menschen diesen besonderen Werkstoff, um Alltagsgegenstände, aber auch Schmuck oder Kunst herzustellen. Aus dem heutigen Alltag ist Glas kaum mehr wegzudenken und prägt unser Leben fast unsichtbar. Im Thurgau warten viele bekannte und verborgene Glasschätze auf ihre Entdeckung. In Museen, Kirchen und öffentlichen Gebäuden gibt es eine Vielzahl an Meisterwerken der Glaskunst, die die ganze Vielfalt und Ausdrucksmöglichkeit dieses besonderen Werkstoffs in Erscheinung treten lassen.
Zentrum Frauenfeld
Frauenfeld ist das Thurgauer Zentrum der Glasmalereien. Sie wurden dort und im ganzen Kanton im Verlauf der letzten fünf Jahren vom Vitrocentre Romont erforscht, dokumentiert und publiziert. Selbst eines der schweiz- und weltweit besterhaltenen Werke aus dem Mittelalter befindet sich in Frauenfeld. Über 600 Jahre alt ist dort das bemalte Fenster und noch fast ganz im Originalzustand. Und der Bruder des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti, Augusto, gestaltete das Fenster der evangelischen Kirche in der Altstadt von Frauenfeld.
Kleine und grosse Meisterwerke der Glaskunst
Die Museen Thurgau legen in Kooperation mit der Denkmalpflege des Kantons Thurgau und mit Thurgau Tourismus die Karte «Gläserne Welten. Exkursionen im Thurgau» vor. Die Karte zeigt Wege zu bekannten und verborgenen Glasschätzen im Thurgau. Sie listet rund zwei Dutzend Orte auf, an denen kleine und grosse Meisterwerke der Glaskunst erlebt werden können. Die Zusammenstellung enthält Vorschläge für Museumsbesuche oder führt in Kirchen und öffentliche Gebäude, die durch ihre Ausstattungen zu atmosphärisch aufgeladenen Lichträumen werden. Ausflugsvorschläge werden auf der Homepage von Thurgau Tourismus beschrieben und laden zu Entdeckungsreisen durch den Thurgau ein. Mit dem E-Trottinett etwa begibt man sich auf die Spuren der Frauenfelder Glasschätze. Und am Bodensees wartet Frauenpower auf: Entlang farbenprächtiger heiliger Frauen und gläsernen Märtyrerinnen führt ein digitaler Guide mit spannenden Hintergrundinformationen zum Werk und den Frauen.
Denkmalpflege und Vitrocentre Romont
Die Aktivitäten zum Jahr des Glases stützen sich auf die Erkenntnisse von mehrjährigen Forschungsarbeiten. Das Vitrocentre Romont hat im Rahmen des gesamtschweizerischen Projekts «Corpus Vitrearum Schweiz» im Verlauf der letzten Jahre die Glasscheiben im Thurgau umfassend erfasst und beschrieben. Die Ergebnisse dieser Recherchen sind auf der Website vitrosearch.ch einsehbar. Die Erkenntnisse zum Glas werden in zwei Publikationen der Denkmalpflege des Kantons Thurgau und des Vitrocentre Romont zugänglich gemacht. Die beiden Publikationen stellen die wichtigsten Schöpfungen der Glaskunst vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert vor.
Text: Museen Thurgau