Das Henry-Dunant-Museum widmet dem Emblem, das international für humanitäre Hilfe und Schutz steht, eine Ausstellung. Entlang zahlreicher Themenstationen und mit eindrücklichen Objekten, Geschichten und Filmen gibt «Flagge zeigen» Einblick in die Geschichte und Gegenwart des wohl weltweit bekanntesten Symbols.
Dunant Plaza | Flagge zeigen
Auf Vorschlag von Henry Dunant wurde 1864 mit dem ersten Genfer Abkommen der Grundstein zum humanitären Völkerrecht gelegt. Gleichzeitig initiierte der Genfer Humanist die Schaffung des Roten Kreuzes. Die hohe Dringlichkeit und die Anerkennung dieser humanitären Werte und Regeln werden im gegenwärtigen Krieg einmal mehr deutlich.
Ein gemeinsames Zeichen für eine gemeinsame Idee?
Heute verkörpern neben dem roten Kreuz der rote Halbmond oder der weniger bekannte rote Kristall Schutz und Hilfe in der Not. Dem Prozess der Symbolfindung gingen jedoch hitzige politische Debatten voraus. Die Ausstellung zeichnet diese Geschichte anschaulich nach. Mit dem Erfolg der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung verbreiten sich auch die Embleme rund um die Welt. Die Ausstellung präsentiert eine grosse Auswahl an Rotkreuz-Plakaten aus allen Kontinenten. Sie illustriert, wie vielfältig und gleichzeitig universell der Schutz- und Hilfs- Gedanke in allen Regionen der Welt umgesetzt wird.
Macht und Ohnmacht
Das rote Kreuz ist nicht nur ein weltweit bekanntes Symbol, als Schutzzeichen ist es Teil des Völkerrechts. Doch die Realität ist manchmal eine andere, wie wir aktuell im Russland-Ukraine Konflikt erfahren müssen. Ob aus Unwissen oder aus Absicht werden in vielen Krisenregionen der Welt die Schutzzeichen missachtet, Spitäler beschossen, Pflegepersonal attackiert oder Krankenstationen geplündert. Mit « i › we ‹ i – between two alphabets», einem interkulturellen Projekt des iranischen Graphic-Designer Hoseyn A. Zadeh und einem weltumspannenden Flaggen-Projekt der bela- russischen Opposition stellt die Ausstellung zudem zwei aktuelle Initiativen vor. Sie zeigen, wie gemeinsame Zeichen Menschen und Ideen verbinden können. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Andrei Liankewich, der in der kreativen Opposition eine Schlüsselrolle innehat, wird eine Auswahl der Flaggen-Kreationen in die Ausstellung integriert und das «flag-project» vorgestellt.
Das Henry-Dunant-Museum ist vorübergehend geschlossen. Es plant einen Umbau und entwickelt eine neue modulare Kernausstellung zum Initiator des Internationalen Roten Kreuz. Bis es so weit ist, bespielt die Institution das Dunant Plaza am Kirchplatz 9, fünf Gehminuten vom Dunant-Museum. Das Henry-Dunant-Museum umkreist als weltweit einziges Museum das Leben und Wirken des visionären Initianten des Internationalen Roten Kreuzes und der Genfer Konventionen. Henry Dunant (1828–1910) verbrachte die letzten 18 Lebensjahre in Heiden. Das Appenzeller Dorf mit seiner klassizistischen Architektur war damals ein international bekannter Kurort. Hier hat er seine Memoiren verfasst. Auf 800 m. ü. Meer, mit Blick auf den Bodensee und über Grenzen hinweg hat er seine Ideen für eine friedlichere Welt und einen Internationalen Gerichtshof weiterentwickelt. In Heiden hat er 1901 die Mitteilung erhalten, dass er als Erster mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werde. Das ihm gewidmete Museum ist im Gebäude untergebracht, in welchem Dunant als zurückgezogener Pensionär bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1910 gelebt hatte.
Im Dunant Plaza stehen Kernthemen des Henry-Dunant-Museums – wie Humanität, Menschenrechte, Frieden oder Demokratie – im Zentrum. Ausstellungen, Installationen, Veranstaltungen und experimentelle Formate laden ein zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen und schaffen einen Gegenwartsbezug zu Henry Dunants Ideenwelt. Interdisziplinäre Blickwinkel, spartenübergreifende Positionen von Literatur über Tanz, von Musik bis Fotografie und insbesondere engagierte zeitgenössische Kunst ermöglichen spielerische, emotionale und intellektuelle Zugänge.