Tradition neu entdeckt: Das Schweizer Strohmuseum präsentiert mit der neuen Sonderausstellung über den Grashandbesen eine Hommage an diesen traditionsreichen Alltagshelfer. Die gemeinsam mit den beiden Designerinnen Flavia Brändle und Margrit Linder sowie mit Pro Natura Aargau erarbeitete Ausstellung verbindet dabei Handwerk, Kulturgeschichte und Naturschutz.
Das Schweizer Strohmuseum widmet sich einem Alltagshelden der Vergangenheit
- Publiziert am 8. April 2025
Einst immer schnell zur Hand ist der Handbesen aus Pfeifengras heute ein fast vergessener Gegenstand.
Der Grashandbesen
Vor einigen Jahrzehnten noch gehörte der Grashandbesen in ländlichen Gebieten der Schweiz zum Alltag. Ob in der Küche, im Eingangsbereich oder bei der Reinigung von Schuhen – der vielseitige Helfer war unverzichtbar. Geflochten aus Pfeifengras, das in Feuchtwiesen wächst und meist von Frauen gezogen und weiterverarbeitet wurde, diente er vor allem dem Eigenbedarf, zuweilen auch als Marktware. Mit dem Verschwinden der Holzkochstellen und der Verbreitung von Plastikbesen ist der Grashandbesen jedoch nahezu verschwunden, gleich wie das Wissen um die kunstvollen Bindetechniken.
Die kreativen Köpfe hinter der Ausstellung
Flavia Brändle und Margrit Linder beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Grashandbesen und setzen sich für die Bewahrung des Kulturguts ein. Sie haben die verschiedenen Flechttechniken sowie die kulturelle Umgebung, in der die Schweizer Besen entstehen, dokumentiert, geben in Besenflechtkursen ihr Wissen weiter und unternehmen Recherchereisen in verschiedenste Länder, um die Herstellung von Handbesen in Heimarbeit zu erforschen. Mit der Gemüsebürste YBRIGER hat Flavia Brändle darüber hinaus ein Produkt auf den Markt gebracht, das sich ganz auf die althergebrachte Besenbindetechnik aus der Region Ybrig stützt.
Feuchtwiesen, Pfeifengras und Handbesen
Mit der Ausstellung «Im Besengebiet» geben Flavia Brändle und Margrit Linder Einblick in ihre Recherche und ihr Universum. Dokumentarfilme, Fotografien und über 70 Handbesen aus der Schweiz und aus verschiedensten Ländern laden dazu ein, sich mit der Ästhetik des gerne übersehen Gegenstandes auseinanderzusetzen und sich seiner Schönheit wie auch der kulturellen Bedeutung gewahr zu werden. Ein Ausstellungsteil widmet sich den Feuchtwiesen. Sie sind der natürliche Lebensraum des Pfeifengrases, aus dem der Grashandbesen in der Schweiz traditionell gefertigt wird. In Kooperation mit Pro Natura Aargau entstanden beleuchtet dieser Bereich ökologische Themen wie die Nutzung und den Schutz Feuchtwiesen. Kindern wird dieser Themenkomplex in einem eigenen Hörspiel vermittelt. Ergänzt durch Informationen zur Flora und Fauna bietet die Ausstellung so einen spannenden Einblick in die Zusammenhänge zwischen Natur und Handwerk.
(Textgrundlage: Schweizer Strohmuseum)