Die Künstlerin und Performerin Irene Maag hat zur Demo gegen den Kahlschlag in der Kulturförderung des Kantons Basel-Landschaft aufgerufen, und alle kamen. «Misswirtschaft und Steuergeschenke an Superreiche lassen die Kultur ausbluten», so ihre Botschaft. Genützt hat das Engagement vorher nichts.
Basel-Landschaft | Kulturdemo
Aufbauarbeit vieler Jahre zerstört
«Wir erheben die Stimme», so lautete das Motto der Kundgebung mit dem Ziel, das Budgetpostulat von SP-Landrat Jürg Degen zu unterstützen. Der Politiker forderte an der Landratssitzung den Erhalt der Kunst- und Kulturförderung im Kanton BL! Lautstark und auf kreative Art und Weise wiesen die Anwesenden darauf hin, dass die Budgetkürzungen in der Kunst- und Kulturförderung im Kanton Basel-Landschaft keine Sparmassnahmen sind, sondern die Aufbauarbeit vieler Jahre zerstören. Tobi Stückelberger, Chordirigent aus der Region, leitete mit den Anwesenden eine Stimmimprovisation, die auf lustvolle und friedliche Weise den Forderungen den nötigen «Nachhall» verlieh. Die Künstlerin Irene Maag, federführend bei der Organisation der Veranstaltung, erhielt 2014 den Kulturpreis des Kantons Basel-Landschaft in der Sparte Kunst (Künstlerportrait siehe Link unten). Der Antrag hatte im Rat aber keine Chance.
Medienmitteilung der Organisatoren
Budgetsitzung Landrat: Nachruf auf die Baselbieter Kulturförderung — und ein Aufruf
Die Hoffnung stirbt zuletzt – nun ist sie gestorben. Heute hat der Landrat in Liestal in seiner Budgetsitzung das Postulat von Landrat Jörg Degen abgeschmettert. Die durch die Regierung vorgesehenen Kürzungen von Fr. 390’000.- beim Kulturetat sind Tatsache. Während die Projekte der Kulturpartnerschaft auf basel-städtischem Boden durch die Intervention von Basel-Stadt zunächst gerettet scheinen, trifft es die eigenen Projekte im Baselland in ihrer Existenz. Bis 2019 sollen weitere Fr. 395’000.- ersatzlos gestrichen werden.
Eine alte, bewährte Kultureinrichtung wie der Kunstkredit – seit 1930 kauft der Kanton regionale Kunstwerke an – wird 2016 von Fr. 190’000 auf Fr. 50’000 gekürzt. Der Beitrag für das Landkino wird erst halbiert, dann ganz wegfallen – wer Filmklassiker kennenlernen will, muss künftig in die Stadt reisen. Die Veranstaltungsreihe ‘Wintergäste’, das Kulturmagazin gps und das schweizweit einzigartige Musikfestival Rümlingen fallen per sofort aus dem Budget. Und so weiter.
In Reaktion auf den Abbau der Kulturförderung durch die Regierung treffen sich seit November die Kulturinteressierten des Baselbiets zur Debatte im Palazzo in Liestal: Künstlerinnen und Künstler, Kulturfreunde und Vertretungen von Institutionen aus BL und BS. Hier formulierten und unterzeichneten sie eine “Resolution zum Erhalt der Kunst- und Kulturförderung im Kanton BL!” (http://irenemaag.ch/762-2/). Hier organisierten sie vor der heutigen Landratssitzung eine farbenfrohe Demonstration mit Transparenten und Choreinlage. Eine Broschüre (http://irenemaag.ch/informationsbroschuere-kulturabbau-bl) informiert über die Folgen der beschlossenen Sparmassnahmen für die einzelnen Projekte, zusammengestellt von der videobasis, wo Kunstschaffende für ihre öffentlichen Veranstaltungen ab 2016 nun keine Geräte mehr kostenfrei ausleihen können.
Minimale Einsparung, maximaler Schaden
Kultur und Bildung sind ein Motor für das Wirtschaftswachstum, sind unabdingbar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für eine funktionierende Demokratie, für unsere Identität. Die Förderung kleiner und kleinster Kulturinstitutionen und damit die Vielfalt künstlerischer Arbeit in unserem Kanton wird zerstört. Beiträge an Produktionen, Projekte und Tourneekosten sind meist wenige tausend Franken, die ein um vielfach höheres ehrenamtliches Engagement ermöglichen. Die Fr. 390’000 sind eine minimale Einsparung, was den Gesamthaushalt des Kantons betrifft, und richten maximalen Schaden an. Sie treffen nicht etwa das Überflüssige, sondern willkürlich einfach das, was nicht durch juristische Vereinbarungen mit Basel-Stadt oder Subventionsverträge geschützt war.
Die öffentliche Hand hat den Gesetzesauftrag, für Vielfalt, Kontinuität und Qualität zu sorgen, damit Kunst und Kultur stattfinden können. Zu diesem Kulturgesetz hat derselbe Landrat erst gerade deutlich Ja gesagt. Mit diesen Kürzungen wird der Kanton seinem Gesetzesauftrag nicht gerecht. Darüber hinaus handelt der Landrat ökonomisch kontraproduktiv, ist es doch erwiesen, dass jeder in Kultur investierte Franken ein Vielfaches davon wieder in die lokale Wirtschaft spült. Gewerbe und Tourismus profitieren von einem attraktiven Kulturangebot, industrielle Brachen wie das Hanroareal, der Dreispitz oder das Walzwerk werden durch kreative Initiativen aufgewertet. Baselland droht so den Anschluss zu verpassen.
Kultur in gemeinsamem Interesse
Wir, Kunst- und Kulturschaffende des Kantons Baselland, werden diese Kürzungen nicht einfach hinnehmen. Im Interesse der ganzen Bevölkerung protestieren wir gegen diesen kulturfeindlichen Akt unserer Regierung. Für den 3. Februar 2016 ist deshalb im Restaurant Schützenstube in Liestal die Gründung eines Verbandes geplant, welcher die Interessen einzelner Kulturliebhaber, Kulturschaffender, Vereine, Veranstalter, Chöre, Orchester, Kunsträume und Theater im Baselbiet sammeln und vertreten will. Wir freuen uns darauf, der Bevölkerung und ihren politischen Repräsentanten die Bedeutung einer reichen und vielfältigen Kultur in unserem Kanton nahe zu bringen.
Schliessen Sie Sich uns an! Unterstützen Sie unsere Aktionen! Protestieren Sie gegen den ungerechtfertigte Kulturabbau! Helfen Sie mit, die Kunst und Kultur in unserer Nachbarschaft am Blühen zu halten!