Marlise Pfander amtete neun Jahre lang als Direktorin des Regionalgefängnisses Bern. Mit viel Herz und grossem Verstand krempelte sie den als Pulverfass bezeichneten Betrieb um und wurde bald schon liebevoll «s’Chischte-Mami» genannt.
Wörterseh-Verlag | Hinter Gittern | Biographie von Marlise Pfander
- Publiziert am 15. Oktober 2014
Doppelte Männerdomäne
Arbeiterkind, kaufmännische Angestellte, Ehefrau, Mutter und mit 54 Jahren Quereinsteigerin in ein ganz anderes Metier und somit späte Karrierefrau: Marlise Pfander, 1950 in Bern geboren, amtete bis zu ihrer Pensionierung 2013 neun Jahre lang als Direktorin des Regionalgefängnisses Bern (RGB). Damit drang sie gleich doppelt in eine Männerdomäne ein: Zum einen beäugten die übrigen Gefängnisleiter der Schweiz die Ankunft einer weiblichen Kollegin mehr als kritisch. Zum anderen galt das RGB als schwieriger «Männerknast». Die harten Bedingungen in der Untersuchungshaft konfrontierten Marlise Pfander mit menschlichen und organisatorischen Problemen, die jahrzehntelang als unlösbar galten. Mit viel Herz und grossem Verstand krempelte sie, die bald schon «s’Chischte-Mami» genannt wurde, den als Pulverfass bezeichneten Betrieb um. Sie entwickelte neue Strategien, schuf damit bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeitenden und optimierte den Alltag der Inhaftierten, die der ungewöhnlichen Chefin bald Vertrauen und Respekt entgegenbrachten.
Mikrokosmos Gefängnis
«Hinter Gittern» ist die Biographie einer ungewöhnlichen Frau und gibt dank verschiedenen Portraits von Mitarbeitenden des RGB, aber auch von Schwerverbrechern, einen tiefen Einblick in den bisher wenig bekannten Mikrokosmos Gefängnis.