Die Autorin Sibylle Lewitscharoff ist mittlerweile der siebte Gast im ehemaligen Gartenhaus des Müllerhauses Lenzburg, das sie im April 2009 bezogen hat.
Sibylle Lewitscharoff im Atelier Müllerhaus
Die deutsch-bulgarische Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff lebt seit April 2009 als writer-in-residence in Lenzburg. Lewitscharoff wuchs in Stuttgart auf, studierte Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin, wo sie heute auch lebt. 1998 gewann sie für ihren Roman «Pong» in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis und zählt seither zu den wichtigen jüngeren Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
art-tv.ch hat die Autorin besucht und zu ihrem mit dem Leipziger Buchpreis 2009 ausgezeichneten neuen Roman «Apostoloff» befragt, einer wunderbar schrägen, geistreichen und furios erzählten Geschichte, die sie im Müllerhaus Lenzburg an einer ersten Lesung dem Publikum vorstellte.
Nachdem die sterblichen Überreste ihres längst verstorbenen Vaters, zusammen mit jenen anderer nach Deutschland ausgewanderter und verstorbener Bulgaren, in die alte Heimat überführt und bei einem grotesk-pompösen Begräbnis in Sofia beigesetzt worden waren, reist die Ich-Erzählerin, die einige Züge mit der Autorin teilt, zusammen mit ihrer älteren Schwester und einem bulgarischen Verwandten namens Apostoloff als Chauffeur von Sofia ans Schwarze Meer und wieder zurück. Sie durchqueren ein vom Sozialismus verheertes Land, dem die jüngere Schwester trotz Apostoloffs Versuchen, das Vaterland im besten Licht zu zeigen, mit gnadenlosem Spott begegnet.
«… ein von antiödipalem Furor gepeitschter, von jeglicher Nostalgie bereinigter Anti-Bulgarien- und Anti-Familienroman, und zugleich das souveräne, manchmal lüsterne und immer reiche Spiel einer Sprachkünstlerin.» (Auszug aus der Laudatio zum Leipziger Buchpreis 2009.)
Am 6. und 7. Juni 2009 feiert das Mülleraus Lenzburg seinen fünften Geburtstag mit einem Lesefest. Unter dem Motto «Lenzburg – Ein Buch» gibt es zahlreiche
Aktionen und Veranstaltungen, darunter auch Lesungen der gegenwärtigen, einstigen und künftigen Ateliergäste des Müllerhauses: Sibylle Lewitscharoff, Nora Iuga, Alois Hotschnig und Bora Cosic.