Die neuste Erzählung des 1972 in St. Gallen geborenen Schriftsteller beginnt just mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Erschienen ist «Putins kleiner Finger» im Boox-Verlag. Der im appenzellischen Urnäsch beheimatete Verlag für literarische Pioniere hat sich zum Ziel gesetzt, Schweizer Literatur zu veröffentlichen, neue Autor:innen zu fördern und dabei möglichst nachhaltig vorzugehen. Seit seiner Gründung 2011 geht ein 1 Prozent des Gewinns an Naturschutzorganisationen.
«Putins kleiner Finger», das sechste Buch von Marc Späni
«Vielleicht ist es aber auch ein Merkmal unserer Zeit, dass man machen kann, was man will, oder auch gar nichts – und es ist immer falsch.»
Marc Späni – Über den Autor
Marc Späni (geb. 1972 in St. Gallen) studierte Germanistik, Französische Literatur und Philosophie an den Universitäten Zürich und Toulouse. Er schreibt seit rund zwanzig Jahren Erzählungen, Romane, Kurzgeschichten, Hörspiele und Theaterstücke, die sich oft an der Grenze von Textgenres bewegen und immer wieder ganz ins Absurde abdriften. Marc Späni lebt mit seiner Familie in Otelfingen in der Nähe von Zürich. «Putins kleiner Finger» ist sein sechstes Buch.
Putins kleiner Finger | Synopsis
Ein fiktiver Schriftsteller startet den Versuch, ein experimentelles literarisches Werk zu schaffen: Er will drei «normale Menschen» aus seinem Umfeld porträtieren und dabei ihren Alltag mit Berichterstattungen aus Gratiszeitungen vergleichen und verweben. Die drei Protagonist:innen – Rentner Ralf, Primarlehrerin Sandra und Vorsorgeberater Filip – machen mit, auch wenn sie das Konzept und ihre Rolle darin zunächst nicht so richtig erfassen. Das Experiment startet fast gleichzeitig mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Als Wladimir Putin im Frühling 2022 die Welt aus den Angeln hebt, um sie um seinen kleinen Finger zu drehen, vergrössert sich der Kontrast zwischen den Nachrichtenmeldungen und dem Leben in der Schweizer Agglo nochmals drastisch. Katastrophenalarme und Kriegslärm dringen zwar über das mediale Ohr in den Alltag der porträtierten Menschen, sind dort aber zugleich lautstark abwesend.
Sind Spenden sinnlos?
Marc Späni konfrontiert seine Figuren mit existenziellen Fragen und stösst dabei immer wieder auf Verunsicherung: Wie soll, darf, muss man sich verhalten, wenn in der Nähe ein so schrecklicher Krieg wütet? Weiterleben, als wäre nichts passiert? Sind Spenden sinnlos und beruhigen lediglich das schlechte Gewissen? Und sind leere Solidaritätsbekundungen mitläuferische Heuchelei? Wie kann man unter diesen Umständen überhaupt ein authentisches und erfülltes Leben führen?