Die St.Galler Schriftstellerin Andrea Gerster spricht mit Urs Heinz Aerni über ihre beiden Werke “Dazwischen Lili” und “Mimosa fliegt”.
Literatur | Andrea Gerster
Andrea Gerster (*1959) lebt und arbeitet als Schriftstellerin und Journalistin in der Schweiz. Im Jahr 2008 erschien der Roman “Dazwischen Lili” und 2004 die Erzählungen “Käfermanns Liebe”. Die Erzählung “Dietschis Bagger” aus dem Band “Mimosa fliegt” erhielt den Literaturpreis des österreichischen Verlags Bibliothek der Provinz und war im Finale der Biennale für Literatur Floriana 2006 (St. Florian, Österreich).
“Dazwischen Lili”: Seit eineinhalb Jahren betreut Ana zu Hause ihre zunehmend demente Schwiegermutter Lili. Die Idee ihres Mannes Reini, der Ana gar nicht erst gefragt hatte. Doch Ana ist mit der Pflege Lilis restlos überfordert und scheinbar machtlos gegen ihren karrierebewussten Ehemann, der längst ein Doppelleben führt. Hin- und hergerissen zwischen Wut und Mitleid, versucht Ana sich zu wehren und gerät dabei immer tiefer in eine seelische Krise. Schliesslich sind es ausgerechnet Lili und ihre Krankheit, die Ana ermöglichen, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen.
“Mimosa fliegt”: Eine Frau verliebt sich in einen Bagger. Als sie ihren Eltern davon erzählt, schieben sich Bilder aus der Vergangenheit in das sonntägliche Ritual. Bertram lebt bei seiner Mutter und macht Politik auf höchstem Niveau, doch keiner merkt es. Ein Schiff kentert auf dem Bodensee, und ein Mann sitzt in seiner Küche und hat Schwielen an den vom Wasser aufgeweichten Händen. Das Modell eines Bildhauers wird zur Skulptur und die Skulptur wird plötzlich lebendig. Die Figuren in Andrea Gersters Erzählungen wohnen normalerweise nicht in der eigenen Nachbarschaft. Oder vielleicht doch? Wer kennt sie denn schon, die Menschen, um einen herum? Wer weiß, wie sie fühlen oder was sie erleben, wenn wir gerade mit uns selber beschäftigt sind?
Das Gespräch wurde in der Austellung “Alzheimer. Fotografien von Peter Granser” im Kunstzeughaus Rapperswil aufgezeichnet. Die Fotoausstellung ist noch bis 1. November 2009 zu sehen.