Wortlaut ist das literarische Frühjahrsereignis der Ostschweiz, das 2025 zum 16. Mal durchgeführt wird. Ziel des Literaturfestivals ist es, die vielfältige Welt der Literatur einem breiten Publikum bekanntzumachen. Mit dem aktuellen Motto «Hoffen und Bangen» wollen sie Resonanzräume für Diskussionen und Auseinandersetzungen schaffen, in Zeiten, in denen diese all zu oft in den digitalen Raum abgleiten.
Literatur als «Prinzip Hoffnung»
Das Literaturfestival Wortlaut richtet sich neu aus und setzte den Fokus auf die Belletristik. Wir haben fünf Programmtipps herausgesucht.
Wortlaut 2025
Die 16. Ausgabe des St. Galler Literaturfestivals Wortlaut umfasst insgesamt 29 Veranstaltungen, die in der Lokremise, der Bibliothek Hauptpost und der Grabenhalle durchgeführt werden. Zu den mehr als 40 Autor:innen und Künstler:innen gehören u. a. Leon de Winter, Julia Schoch, Barbara Bleisch, Marcus Schäfer, Diana Dengler, Jan Heller Levi, Douna Loup, Peter Stamm, Judith Hermann, Ewald Arenz, Svenja Flasspöhler und Christoph Keller.
Fünf Programmtipps
1) Lesung «Stadt der Hunde» von Leon de Winter
Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander jedes Jahr dorthin zurück. Diesmal wird er vor Ort gebeten, eine äusserst riskante Gehirnoperation durchzuführen, die ihm vielleicht eine neue Spur zu seiner Tochter eröffnet.
Leon de Winter, geboren 1954 in ’s-Hertogenbosch als Sohn niederländischer Juden, arbeitet seit 1976 als freier Schriftsteller und Filmemacher. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem «Welt»-Literaturpreis (2002). Seine Romane wurden in zwanzig Sprachen übersetzt. Leon de Winter lebt in den Niederlanden. Stadt der Hunde | Autor: Leon de Winter | ISBN: 978-3-257-07281-5 | Diogenes Verlag
29. März 2025 | 18 Uhr | Lokremise | Moderation: Anya Schutzbach | Dauer: 1 Stunde | Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus St. Gallen
2) Lesung «Verschiebung im Gestein» von Mariann Bühler
Lange hat draussen das Schild »Bis auf Weiteres geschlossen« gehangen, bis Elisabeth die Entscheidung trifft, die Bäckerei weiterzuführen. Alois übernimmt den Hof, der sich seit Generationen in Familienbesitz befindet. Gefragt wurde Alois allerdings nie. Eine junge Frau kehrt ins Dorf zurück, wo das Haus ihrer Grosseltern mit ihr zu sprechen beginnt.
Drei Figuren, die nichts voneinander wissen und doch miteinander verbunden sind – durch die Gegend, das Dorf und die drängende Frage, wie es weitergehen soll. In ihrem sprachlich dichten Debüt beobachtet Mariann Bühler, wie Veränderungen sich ihren Weg suchen und Verschiebungen passieren, die sogar Berge versetzen können.
Mariann Bühler (*1982) lebt als Autorin, Literaturvermittlerin und Veranstalterin in Basel. «Verschiebung im Gestein» wurde 2024 für den Schweizer Buchpreis nominiert. Verschiebung im Gestein | Autorin: Mariann Bühler | ISBN 978 3 7152 5040 3 | Atlantis Verlag
29. März 2025 | 18 Uhr | Lesungsraum (Bibliothek Hauptpost) | Moderation: Cornelia Mechler | Dauer: 50 Minuten
3) Lesung «Wie es endet» von Michèle Minelli
Eine Familie will in den Bergen das nachholen, was schon lange fehlt: gemeinsame Zeit. Schlittenfahren, Schneemannbauen, das sind die Pläne von Filmcutter Thierry und der Schauspielerin Vanessa mit ihrer fünfjährigen Tochter Evie. Erst sind es kleine Irritationen, verstörende Augenblicke: befremdliche Blicke beim Spielen, Anrufe von Thierrys Chef … Bis schliesslich Thierrys Chef in der Hotellobby vor ihm steht und klar wird: Sein Leben – so, wie es einst war – hat geendet.
Michèle Minelli (1968) ist Dozentin für kreatives Schreiben. 2012 erschien die Familiensaga »Die Ruhelosen«. 2013 folgte der Kriminalroman »Wassergrab«. Ihr Roman »Die Verlorene« (2015) erzählt die authentische Geschichte der Frieda Keller, die 1904 in St. Gallen verurteilt wurde. Wie es endet | Autorin: Michèle Minelli | ISBN 978-3-906913-46-9 | lectorbooks
30. März 2025 | 11 Uhr | Raum für Literatur (Bibliothek Hauptpost) | Musikalische Begleitung: Räto Harder | Dauer: 50 Minuten
4) Literarischer Stadtspaziergang
Clarissa Schwarz hat Erzählungen verfasst, die voller Mut, Magie und Fantasie die Geschichte der Stadt St. Gallen neu erzählen. Sie erschafft St. Galler Heldinnen und vermag es, mit ihren Geschichten vergessene Orte wiederzubeleben. Lassen Sie sich verführen von der Prinzessin aus fernen Landen, die auf ihrem Elefanten St. Gallen besuchte oder von Lydia, der ersten Frau, die über die Stadt flog. Clarissa Schwarz ist Grafikdesignerin und Vollblut-St.-Gallerin. Mit ihrem Instagram-Account «This is my Saint Gallen» erreicht sie über 13 000 Follower:innen.
30. März 2025 | 14 Uhr | Treffpunkt: Gutenbergstrasse 2, Eingang Bibliothek Hauptpost | Stadtführung: Rebecca C. Schnyder | Vorleser: Marcus Schäfer | Dauer: 1 Stunde
5) Lesung «Ein Sonntag in den Bergen» von Daniel de Roulet
1975. Hoch über Gstaad geht in der Nacht ein Chalet in Flammen auf. Die Schweizer Polizei geht von einer ausländischen Täterschaft aus. Das Chalet gehört dem Pressemagnaten Axel Springer, die Brandstifter werden im Umfeld der RAF vermutet.
Der Urheber dieses Anschlags war der Schweizer Autor Daniel de Roulet, der in diesem Buch berichtet, wie er seine Tat geplant und quasi auf einem Sonntagsausflug in die Berge ausgeführt hat. Er erzählt von Irrtümern aus der Befangenheit des Kalten Kriegs heraus und wie er mit seinem Geständnis die Gemeinde Rougemont von einem Fluch erlöst hat. Ein Buch zwischen „Hoffen und Bangen“!
Daniel de Roulet (*1944) ist Autor zahlreicher Romane, für die er in Frankreich mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurde. Für sein Lebenswerk erhielt er 2019 den Grand Prix de Littérature der Kantone Bern und Jura (CiLi). Daniel de Roulet lebt in Genf. Ein Sonntag in den Bergen | Autor: Daniel de Roulet | ISBN: 978-3-03926-086-7 | Limmat Verlag
30. März 2025 | 17 Uhr | Raum für Literatur (Bibliothek Hauptpost) | Moderation: Gallus Frei | Dauer: 50 Minuten
(Textgrundlage: Literaturfestival Wortlaut)