Nach seinem vielgelobten Roman «Der Held», der für den Schweizer Literaturpreis nominiert war, legt Karl Rühmann nun «Die Wahrheit, vielleicht» vor: Der ehemalige Verhörspezialist Felipe glaubt als Dolmetscher ein ruhigeres Leben führen zu können. Das soll sich aber als eine Illusion erweisen …
Karl Rühmann | Die Wahrheit, vielleicht
- Publiziert am 10. Mai 2022
«Ein Buch über Täuschung und Enttäuschung, über Verrat und die obsessive Suche nach der Wahrheit.»
Die Wahrheit, vielleicht | Synopsis
Der Protagonist von Karl Rühmanns drittem Roman, Felipe ten Holt, hat die Gabe, sich über Sprachgrenzen hinwegzusetzen und vor allem, Zusammenhänge in Gesagtem zu erkennen, wo sie anderen verborgen bleiben. Als Verhörspezialist bei einem Geheimdienst suchte er in den Antworten der Befragten nach Übereinstimmungen und Auffälligkeiten und entwickelte das Gespür, im Dickicht zwischen Worten und Gesten, Täuschung und Enthüllung die Wahrheit auszumachen. Er war noch klein, als sein Vater verhaftet wurde, weswegen man ihn über die genauen Umstände wohl im Dunkeln liess, selbst als dieser bald darauf starb. Mit dieser Prägung entwickelte er eine geradezu obsessive Suche nach der Wahrheit, die sein ganzes Leben durchdringt. Er lernte, den Unterschied zwischen Erkenntnis und Geständnis, zwischen Schuld und Unschuld zu erkennen. Weil Felipe zu den Besten gehörte, wurde er bald für die besonders heiklen Fälle auswählt. Doch in einem schier aussichtslosen Verhör unterlief ihm ein fataler Fehler. Der sensible junge Mann sah sich gezwungen, eine neue Aufgabe zu suchen. Eine Aufgabe, bei der er die Kommunikation zwischen fremden Menschen ermöglichen, aber nicht mehr lenken wollte. Als Dolmetscher für Menschen, die aus verschiedensten Gründen auf Hilfe angewiesen sind, zieht er sich auf die Rolle des Vermittlers zurück und hofft, so die Kontrolle und Orientierung zurückzugewinnen, die er einst verloren hatte. Doch bald beginnt er zu ahnen, dass diese Erwartung eine Illusion ist. Einzig die ‹Junge Frau› auf einem Porträt im Kunsthaus Zürich, das Felipe immer wieder aufsucht, scheint zu verstehen, was in ihm vorgeht, und so führt auch in seiner grössten Not kein Weg an dem Bild vorbei.
Die Wahrheit, vielleicht | Stimmen
«[…] Diese Zusammenführung ist clever gemacht. In den Rückblenden in Felipe ten Holts Kindheit sieht man zudem Rühmanns literarische Souveränität als routinierter Kinderbuchschreiber, der die widersprüchlichen Gefühle des verstockten Jungen glänzend in Szene setzt. Das montageartige Nebeneinanderstellen der Zeitebenen macht das Buch zum modernen, anspruchsvollen Roman. Und dass man hier einen Autor hat, der kenntnisreich aus Täterperspektive Romane schreibt, ist ohnehin ein Glücksfall.» – Hansruedi Kugler, Aargauer Zeitung