1922, als der Roman erstmals erschien, wusste C. F. Ramuz noch nichts von der Bedrohung der globalen Erwärmung, der wir heute gegenüberstehen. Doch das düstere Bild, das er in diesem visionären Text zeichnet, liest sich wie eine Prophezeiung. Die Übersetzung von Steffen Wyss ist neu im Limmat Verlag erschienen und schafft es auf die Bestenlisten von ORF und SRF.
C. F. Ramuzs verheerend-visionäres Szenario von 1922
- Publiziert am 28. Juli 2023
Charles Ferdinand Ramuz wurde am 24. September 1878 in Lausanne geboren; sein Vater hatte ein Kolonialwarengeschäft und war später Weinhändler. Nach dem Collège classique besuchte Ramuz das Gymnasium und liess sich 1896 in der philosophischen Fakultät einschreiben. Ein Aufenthalt in Karlsruhe hinterliess wenig Erinnerungen, dafür den Entschluss, Dichter zu werden. Nicht ohne Schwierigkeiten erhielt er vom Vater die Erlaubnis, seine Studien in Paris fortzusetzen, um eine Doktorarbeit über den Dichter Maurice de Guérin zu schreiben. Daraus wurde nichts, dafür fand er sich in Paris als Dichter. Mehr als zehn Jahre verbrachte er – mit längeren Unterbrüchen – in Paris. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die Malerin Cécile Cellier. Im Krieg lernte er Igor Strawinsky kennen; aus ihrer Zusammenarbeit entstand die «Histoire du Soldat». Ramuz war mit Mitteilungen über seine Person äusserst sparsam. In seinem Tagebuch, das er vor der Veröffentlichung überarbeitete, findet man nur wenige Hinweise auf sein Privatleben. Sein umfangreicher Briefwechsel gibt nur Aufschluss über seine literarischen Projekte und über das kulturelle Leben der damaligen Westschweiz.
Sturz in die Sonne | Klappentext
Am Anfang steht eine wissenschaftliche Entdeckung: Wegen eines Unfalls im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Sonne zurück. «Es wird immer heisser werden, und schnell wird alles sterben», schreibt C. F. Ramuz lakonisch dazu. Die Menschen am Ufer des Genfersees wollen das erst nicht glauben und erfreuen sich am schönen Wetter. Aber dann wird klar, dass es vor der Hitze kein Entkommen gibt, die Freude schlägt um in Angst, als die Bäume verdorren, die Gletscher schmelzen und die soziale Ordnung zu zerfallen beginnt. Aus dem Französischen von Steffen Wyss.
Sturz in die Sonne| Stimmen
«Der Klimaroman der Stunde.» – SRF | «Was tun die Menschen, wenn ihnen das Ende droht? Laut Ramuz halten sie die Beständigkeit der Dinge für so beständig, dass sie sich niemals ändern wird. Ein Satz, dessen Bedeutung weit über den Roman hinausreicht und andeutet, woher das beklemmende Gefühl beim Lesen dieses nachdenklichen Textes rührt». – Robyn Muffler, Co-Chefredaktorin «041 – Das Kulturmagazin | «Eine echte Trouvaille, das beste Beispiel für die Kraft der Literatur: Mit Sprache und Imagination schafft Ramuz eine eigene Welt und leuchtet ins
Wesen der Menschen hinein.» – Claudia Mäder, Neue Zürcher Zeitung