In den fünf Räumen des Gottfried-Keller-Zentrums ist eine umfassende Ausstellung über Leben und Werk Gottfried Kellers untergebracht. Das altehrwürdige Gebäude stammt aus dem Jahre 1526, die 1985 eröffnete Ausstellung enthält Leihgaben der Zentralbibliothek Zürich, die den Nachlass des Dichters aufbewahrt. Ein Dichterweg rund um Glattfelden gibt Wanderern die Gelegenheit, über 20 Tafeln entlang des Weges Gottfried Keller und seinem Werk in der Natur zu begegnen.
Auf den Spuren von Gottfried Keller in Glattfelden
Der berühmte Dichter verbrachte viel Zeit bei seiner Verwandtschaft im Zürcher Unterland, so findet sich auch die Landschaft in seinen Werken wieder.
Am fliessenden Wasser
Ich liege beschaulich
An klingender Quelle
Und senke vertraulich
Den Blick in die Welle;
Ich such’ in den Schäumen
Weiss selbst nicht, wonach?
Verschollenes Träumen
Wird in mir wach.
Da kommt es gefahren
Mit lächelndem Munde,
Vorüber im klaren
Krystallenen Grunde,
Das alte vertraute,
Das Weltangesicht!
Sein Aug’ auf mich schaute
Mit äth’rischem Licht.
Wohin ist’s geschwommen
Im Wellengewimmel?
Woher ist’s gekommen?
Vom blauenden Himmel!
Denn als ich in’s Weben
Der Wolken geseh’n,
Da sah ich noch eben
Es dort vergeh’n.
Ich seh’ es fast immer,
Wenn’s windstill und heiter,
Und stets macht sein Schimmer
Die Brust mir dann weiter;
Doch wenn sein Begegnen
Der Seele Bedarf,
Im Stürmen und Regnen
Auch seh’ ich es scharf.
(Auszug aus dem Gedicht)
Gottfried Keller in Glattfelden
Der im 19. Jh. lebende Gottfried Keller gehört zu den grössten Erzählern und Dichtern deutscher Literatur. Die Eltern Kellers stammten beide aus Glattfelden und so besuchte er mehrfach den Ort und seinen Onkel, den Arzt Heinrich Scheucher. Insbesondere in seinem Roman «Der grüne Heinrich», der seinen Ruhm begründete, finden sich zahlreiche Hinweise auf Glattfelden. Das Museum rückt mit Schriftdokumenten, Bildern und Erinnerungsgegenständen Kellers innere Gestalt vor Augen, zeigt die Verwurzelung des Dichters an dem Ort, wo seine Eltern aufgewachsen sind, beleuchtet die Stationen seines Lebensgangs und vergegenwärtigt seine geistige Persönlichkeit. Die Ausstellung ist von Bruno Weber, der sie 1985 ausgearbeitet hat, 1998 neu gestaltet und erweitert worden. Sie wird ergänzt durch einen Videofilm, der in das Leben und Werk des Dichters einführt. Die Lesestube enthält eine Keller-Bibliothek mit Werkausgaben und Forschungsliteratur als Präsenzbestand, der kontinuierlich vermehrt wird.
Wortwörtlich auf den Spuren des Dichters
Auf dem Dichterweg erfahren Wanderer:innen auf 20 Tafeln Informationen über Gottfried Keller und sein Wirken. Der Weg führt vom Bahnhof Glattfelden über den Weiler Schachen ins Dorf Glattfelden zum Museum und Kafi Judith, anschliessend über den Laubberg zum Paradiesgärtli mit der Aussicht ins Rafzerfeld und wieder hinunter an den Rhein zum Kraftwerk Glattfelden/Eglisau. Von da kann man in wenigen Minuten zum Bahnhof Zweidlen gelangen oder man verlängert die Wanderung dem Rhein entlang bis nach Kaiserstuhl. Glattfelden, Zweidlen und Kaiserstuhl sind mit Bus und Bahn problemlos erreichbar.