Der französische Poet und Künstler hat ein besonderes Interesse an Diskursen um race, soziale Klasse und Gender. Er kreiert einnehmende Gedichte und Installationen in schillernder Pop-Ästhetik, die traditionelle Narrative verändern wollen. Dabei arbeitet Lakhrissi mit der Technik der Autofiktion, also dem Verschmelzen von biografischer Erzählung mit fiktionalen Elementen.
Was, wenn man nicht zur Mehrheit gehört?
- Publiziert am 8. März 2024
Verträumte Momente inmitten von Chaos – in seiner Einzelausstellung BLISS nimmt Tarek Lakhrissi das Publikum im Migros Museum mit auf eine Reise.
Neuer Wind im Museum
Das Migros Museum für Gegenwartskunst an der Limmatstrasse 270 in Zürich ist eine Institution des Migros-Kulturprozent und somit Teil des gesellschaftlichen Engagements der Migros-Gruppe. Seit der Gründung 1996 führt die Institution eine fortlaufende Diskussion über zentrale Fragen der Gegenwart, angeregt durch Positionen und Werke internationaler zeitgenössischer Künstler:innen. Allerdings war arttv.ch in den letzten Jahren nicht wirklich motiviert, über die gezeigten Ausstellungen zu berichten. Diese waren in unseren Augen zwar hochkarätig, aber zu wenig publikumsnah, zu theorielastig. Das neue, fünfköpfige Kollektiv, das seit dem 1. Dezember 2023 gleichberechtigt mit der Führungsstruktur des Museums beauftragt wurde, scheint frischen Wind in die Institution zu bringen und mit attraktiven Ausstellungen zu punkten.
Autofiktionale Erkundungsreise zum Ich
In drei Akten lässt die Ausstellung BLISS die Besucher:innen im Migros Museum auf immersive Installationen, eine filmische Arbeit und überlebensgrosse Skulpturen treffen. Tarek Lakhrissi nimmt den Gemütszustand der Melancholie als Ausgangspunkt, um Themen wie Selbstfindung, das eigene Begehren und die soziale Ausgrenzung von marginalisierten Gruppen zu erkunden. Seine queere und BIPoC-Perspektive lässt sich auf allgemeine Alltagserfahrungen von marginalisierten Personen übertragen. Was, wenn man nicht zur weissen, cisgender und heterosexuellen Mehrheit der Gesellschaft gehört? So erzählt der Künstler eine autofiktionale Erkundungsreise durch das eigene Selbst, und bringt dabei ein komplexes Zusammenspiel zum Ausdruck: zwischen Licht und Dunkelheit, Glückseligkeit und Melancholie.
Textgrundlage: Migros Museum