Tatjana Erpen untersucht in ihrem Projekt «Concepts of Ground» Raum und Boden in Kappadokien, während Bennett Smith mit «Swissness/Me-ness» Schweizer Traditionen und Identität hinterfragt. Fritz Balthaus verwandelt mit «ZWEI WÄNDE» die Galerie Kriens, und Esther Leupi erkundet in «Spray/Tint/Ink» Materialität und Vergänglichkeit durch installative Arbeiten.
Vier Kunstschaffende und ihre Werkbeiträge des Kantons Luzern
Werkbeiträge für die bildende Kunst
Das Bildungs- und Kulturdepartement unterstützt professionelle Kunstschaffende mit Werkbeiträgen, um die Verwirklichung eines künstlerischen Vorhabens zu fördern oder die eigene künstlerische Entwicklung voranzutreiben. Die ausgewählten Projekte erhalten die Möglichkeit, im darauffolgenden Jahr im Rahmen einer öffentlichen Werkpräsentation einem breiten Publikum gezeigt zu werden. Der Wettbewerb wird einstufig durchgeführt, wobei eine Fachjury die eingereichten Dossiers sorgfältig prüft und über die Vergabe der Beiträge entscheidet. Auch bereits realisierte Arbeiten können bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Es können mehrere Werkbeiträge vergeben werden, wobei ein einzelner Beitrag mindestens 20 000 Franken beträgt. Insgesamt steht eine Fördersumme von 80 000 Franken bereit. Die Ausschreibung richtet sich an Kunstschaffende mit professioneller Tätigkeit im Bereich der bildenden Kunst.
Tatjana Erpen
Tatjana Erpens künstlerisches Schaffen beeindruckt durch gestalterische Sorgfalt und ein respektvolles Interesse an anderen Kulturen. Ihr Vorhaben stellt eine konsequente Weiterentwicklung ihres Werkes dar und knüpft an bisherige Reisen und künstlerische Erfahrung an. Inspiriert von der Frage des Anthropologen Tim Ingold «What on earth is ground?» untersucht sie unterschiedliche Wahrnehmungen von Raum und Boden. Erpen bereiste dafür erneut die Region Kappadokien in der Türkei, wo sie bereits 2016 eine Baukultur entdeckte, die ihre Häuser direkt in vulkanische Felsen bauen. Erosion und Abtragung prägen diese Landschaft, wodurch geologische Formationen und Architektur eng miteinander verbunden sind. Aus dem vor Ort gesammelten Bild- und Tonmaterial entwirft Erpen neue, komplexe Rauminstallationen.
Bennett Smith
Bennett Smiths Projekt überzeugt die Jury durch die zeitgemässe Auseinandersetzung mit Schweizer Traditionen und Symbolen. Sein Vorhaben, die Bedeutung von Identität und Tradition in einer diversen Gesellschaft zu hinterfragen, zeugt von einer tiefgründigen Reflexion und einem klaren konzeptuellen Ansatz. Der Künstler greift auf traditionelle Elemente zurück, um diese in einem Dialog zwischen Bewahrung und Neuerfindung zu überarbeiten. Besonders beeindruckt die Jury Smiths spielerischer und zugleich kritischer Umgang mit Farben, Materialien sowie die bewusste Dekonstruktion von Normen. Bennett Smiths bisheriges Schaffen hat die Jury durch seine handwerkliche Präzision und inhaltliche Tiefe überzeugt. «Swissness/Me-ness» besticht durch eine Intensität der Schlichtheit, die es schafft, sowohl den Nah- als auch den Weitblick subtil zu vereinen. Diese feine Balance, die er in seinen Arbeiten findet, zeigt sich auch in der Adaption der Farbpalette von Caran d’Ache – eine reflektierte Auswahl, die über das Sein und Werden des Landes nachdenkt. Es ist diese poetische und doch klare Bildsprache, die das vollendete Werk bereits erahnen lässt und Einblick in Smiths künstlerische Vision gibt.
Fritz Balthaus
Das Projekt «ZWEI WÄNDE» von Fritz Balthaus vermochte die Jury auf verschiedenste Art und Weisen zu überzeugen. Durch einen simplen, auf den ersten Blick vielleicht nicht ersichtlichen Eingriff, setzt der Künstler die in der Galerie Kriens den meisten Besucher:innen schon vertrauten architektonischen Gegebenheiten in Bewegung. Dem Publikum wird die Frage zum Galerie- und Ausstellungsraum per se, aber auch die Rolle der Leere in der Kunst, auf poetische Art und Weise in den Raum gestellt: in einen Raum, in dem sie selbst Teil der Arbeit werden.
Esther Leupi
Esther Leupi erkundete im Rahmen einer künstlerischen Auseinandersetzung neue Materialitäten und verfolgte dabei einen installativen Ansatz. Bisher hat die Zeichnerin mit Tusche, Fotolasur, Graphit oder Sprayfarbe auf Papier und neuerdings auch auf Wänden gearbeitet. Ihre Herangehensweise hat etwas Tagebuchartiges, Formen und Fragmente alltäglicher Gegenstände und Orte tauchen auf. Die Arbeiten versetzen die Betrachter:innen in einen ambivalenten Traumzustand, der den ständigen Wandel von Erinnerung und Vergänglichkeit thematisiert. Das Gefühl des Schwebens wird durch den Umgang mit Grössenverhältnissen im Werk zusätzlich verstärkt und berührt auf visuelle und emotionale Art und Weise.
(Textgrundlage: Kanton Luzern)