Beiden Künstlerinnen ist gemeinsam, dass sie erst spät in ihrem Leben zu Ruhm und der damit verbundenen Würdigung kamen. Marisa Merz (1926–2019) war eine der führenden Vertreterinnen der italienischen Kunstszene der Nachkriegszeit, deren Kunst durch ihre subtile Kraft besticht. Carol Rama (1918–2015) gehört zu den herausragenden Künstlerinnen der Moderne. Sie schuf ein unkonventionelles, von elementaren menschlichen Erfahrungen wie Sexualität, Wahn, Krankheit und Tod geprägtes Werk.
Später Ruhm
- Publiziert am 16. November 2024
Marisa Merz. In den Raum hören
Marisa Merz (1926–2019) war eine der führenden Figuren der italienischen Kunstszene der Nachkriegszeit und – als einzige Künstlerin – eng mit der Gruppe der Arte Povera verbunden. Die subtile Kraft ihres Werks zeigt sich in ihrer Beziehung zur Stille, zur Poesie und in ihrer Suche nach der Zerbrechlichkeit der Kunst, die derjenigen des Lebens entspricht. In ihrem Atelier verwandelte die Bildhauerin und Installationskünstlerin Raum und Zeit in eine grosse Collage. Dabei bewegte sie sich zwischen zahlreichen Referenzen der Kunstgeschichte sowie einer Vielzahl von Alltagsgegenständen und Materialien. Von Aluminium bis Ton, von Kupfer bis Nylon, von Wachs bis Stoff. Dreissig Jahre nach ihrer ersten umfassenden institutionellen Ausstellung in der Schweiz präsentiert das Kunstmuseum Bern ikonische Werke neben bisher nie gezeigten Arbeiten und Archivmaterialien.
Carol Rama. Rebellin der Moderne
Sexualität, Wahn, Krankheit und Tod sind die grossen menschlichen Themen und elementaren Erfahrungen, denen Carol Rama (1918–2015) ihre Kunst widmete. Sie gehört zu den herausragenden Künstlerinnen der Moderne, die erst spät zu Ruhm gelangten. Mit Darstellungen weiblicher Lust ebnete Rama bereits in den 1940er-Jahren heutiger feministischer Kunst den Weg. Unabhängig von Schulen und künstlerischen Gruppierungen schuf sie in rund sechzig Jahren ein unkonventionelles und sehr persönliches Werk. Ihr Schaffen zeichnet sich durch Experimentierfreude aus und entzieht sich einfachen Kategorisierungen. Das Kunstmuseum Bern zeigt die erste umfangreiche Überblicksausstellung der Turiner Künstlerin in der Schweiz mit Arbeiten aus allen Schaffensphasen ihres aussergewöhnlichen Gesamtwerks. Zu sehen sind eindringlich expressive Porträts, Objektmontagen in surrealistischer Tradition sowie abstrakte Gemälde und Werke aus industriellen Materialien.