Die schweizerisch-tunesische Künstlerin ist die 14. Gewinnerin dieser renommierten Auszeichnung, die sich aus einem Budget von CHF 80’000 für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv und einer Preissumme von CHF 20’000 zusammensetzt.
Sonia Kacem | Le Superflu
- Publiziert am 15. Oktober 2021
Der jährlich vom Museum Haus Konstruktiv und der Zurich Insurance Group Ltd vergebene Zurich Art Prize geht 2021 an Sonia Kacem
Sonia Kacem (*1985 in Genf, lebt und arbeitet in Amsterdam) ist die 14. Gewinnerin des jährlich vom Museum Haus Konstruktiv und der Zurich Insurance Group Ltd vergebenen Zurich Art Prize. Die Künstlerin ist für raumgreifende skulpturale Werke und Interventionen bekannt, in denen die Übergänge von der Figuration zur Abstraktion und von der Fläche zum Volumen im Fokus stehen. Kacems Inszenierungen verweisen formal auf verschiedene Epochen der Kunstgeschichte, Einflüsse der Minimal Art sind darin ebenso zu erkennen wie solche des italienischen Barock oder der arabisch-islamischen Kunst.
Von der Abstraktion zur Figuration
Zentral für das künstlerische Schaffen von Sonia Kacem ist ihre Sensibilität für Materialien, die sie unserem alltäglichen Konsumkreislauf entnimmt: Darunter finden sich verarbeitete, teils aus Secondhand-Läden oder Online Shops bezogene Produkte unterschiedlichster Art wie Sonnenmarkisen, Lampenschirme oder Stützstrümpfe, aber auch handelsübliche Werk- und Rohstoffe wie Vinyl, Farbe, Holz oder Ton. Aus ihnen kreiert die Künstlerin raumgreifende skulpturale Anordnungen, in denen sie mit unserer Erwartungshaltung hinsichtlich der Beschaffenheit und Funktion der Materialien spielt. Gestreifte Textilien werden beispielsweise so drapiert und in Szene gesetzt, dass sie eine überraschende Körperlichkeit erlangen. Kacems Interesse gilt dabei insbesondere den Übergängen von der Abstraktion zur Figuration und von der Fläche zum Volumen. Ihre Inszenierungen lassen vielfältige Assoziationen zu und verweisen formal auf verschiedene Epochen der Kunstgeschichte. Einflüsse der Minimal Art sind genauso zu erkennen wie solche des italienischen Barock oder der arabisch-islamischen Kunst.
Transkulturelle und interdisziplinäre Arbeit
2019 hielt sich Sonia Kacem im Rahmen eines Atelierstipendiums in Kairo auf. Ziel ihrer Recherchen war es unter anderem, ein Verständnis für die nichtfigurative Kunst des Nahen Ostens zu entwickeln, der eine andere Funktion und Bedeutung zukommt als der Abstraktion in der westlichen Kunst- und Kulturgeschichte der Moderne. Zurück in Amsterdam lud Kacem im Zuge der Corona-Pandemie einen Anthropologen, einen Comiczeichner und eine Architektin, die alle einen engen Bezug zur ägyptischen Kultur haben, dazu ein, gemeinsam über die Rolle von Farben und Ornamenten in der Stadt Kairo nachzudenken.
Bezüge zur konstruktiv-konkreten Kunst
Die Jury des Zurich Art Prize zeigte sich begeistert von Kacems transkultureller und transdisziplinärer Auseinandersetzung mit der geometrischen Abstraktion, denn sie erweitert die Perspektive auf die Geschichte der konstruktiv-konkreten Kunst, wie sie das Museum Haus Konstruktiv seit Jahrzehnten mitschreibt. Zudem interessierte man sich für die Vielseitigkeit ihrer skulpturalen Inszenierungen und ist neugierig auf die formalen Lösungen, die Kacem für die Räume des Museum Haus Konstruktiv entwickeln wird.