Die Gemeinde Horw, der das schmucke Häuschen am Vierwaldstättersee gehört, will, dass hier Kulturschaffende und Wissenschaftler*innen in Ruhe arbeiten können, der Ort aber auch von aussen als Kulturort verstanden wird. Vor Ruth Baettig waren schon illustre Personen Gäste der Stiftung, etwa Arno Camenisch, Lukas Bärfuss, Thomas Hürlimann, Patrick Rohner, Pia Fries, Maria Zgraggen, Hans Jörg Schertenleib oder Simone Lappert.
Ruth Baettig | Installation
- Publiziert am 31. August 2021
Die Schweizer Künstlerin Ruth Baettig ist für vier Wochen Gast der Stiftung Haus am See. Sie nutzt die Einladung für eine Intervention.
Zur Person
Ruth Baettig ist freischaffende Künstlerin im Bereich Video, Fotografie, Performanz, und auch als Kulturschaffende im Bereich des Bewegtbildes tätig. Sie lebt in Luzern und Basel. Ihre künstlerischen Arbeiten haben installativen Charakter. Form und Inhalt eines Werkes sind ihr gleichwertig. Der individuelle Ansatz, mit dem sie die Spannung zwischen analoger und digitaler Gegenwart bewältige, beeinflusst den Inhalt ihres Schaffens stark und ist in ihre performativen/interaktiven Projekte und in ihr Umgang mit dem Bewegtbild eingebettet. Der Ausgangspunkt dafür bilden sowohl physische, wie auch existenzielle Erfahrungen.
Aufgewachsen ist die Künstlerin in Kaltbach, Gemeinde Mauensee auf einem Bauernhof. Baettig studierte an der Kunsthochule in Genf ESAV und schloss ihre Masterstudiengänge an der Kunsthochschule für Medien in Köln 1998 – 2000 und an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris ab. Es folgten Werkaufenthalte an der Cité des Arts in Paris (F), Rotterdam (NL), Beirut (Libanon) und Yerevan (Armenien). 2010 war sie mit dem PfeiferMobil (Reisestipendium der Otto Pfeifer Stiftung) zwei Monate in Italien auf den Spuren von Goethe unterwegs. Diese Reise prägt seitdem ihre Projekte und ihr Schaffen in verschiedenen Werkgruppen. Für 2020 wurde ihr für das Projekt «Auch in in Berlin» ein 6-monatiges Werkstipendium der Christoph Merian Stiftung im Atelier Mondial in Berlin zugesprochen.
Triften
Im weitläufigen Park der Villa Krämerstein, nahe der Stadt Luzern, steht – direkt am Ufer des Vierwaldstättersees ein kleiner charmanter Riegelbau. Er stammt ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert und wurde einst als landwirtschaftliches Nebengebäude und Gesindewohnung benutzt. Heute dient das Haus am See als Rückzugsort für Kunstschaffende und Wissenschaftler*innen. Die Gemeinde Horw, der die Liegenschaft Krämerstein seit gut 30 Jahren gehört, liess das Haus 1990 sorgfältig restaurieren und übergab es einer Stiftung. Jedes Jahr lädt der Stiftungsrat zwei oder drei Gäste für einige Wochen ein. Ruth Baettig ist der gegenwärtige Gast. Sie hat in diesem Zusammenhang die Videoarbeit «triften» realisiert.
Installation in zwei Episoden
In der Episode #1 thematisiert und befragt die Künstlerin den Rückzugsort HAUS AM SEE selbst, indem sie am Haus die Neonschrift «Ich habe mich verloren» installiert. Diese leuchtet 24 Stunden auf den See hinaus. Die Stimmungen wechseln, das Publikum ebenso, so entsteht ein Fiktionsraum von dem Baettig hofft, dass unerwartete Gespräche mit den Besucher*innen entstehen. Für die Episode #2 in der Woche vom 12. September wird die Neonschrift auf ein Floss montiert. Dieses schaukelt unbemannt, jedoch geankert auf dem See. Zufällig vorbeikommende Abendschwärmer*innen werden auf die Installation treffen. Welche Geschichte werden offenbart, welche Emotionen zu «Ich habe mich verloren» geweckt?
Kunst und Film
Neben der Kunst ist auch der Film eine grosse Leidenschaft von Ruth Baettig. 2003 rief sie das Filmfestival «Filmon – Schule im Kino» ins Leben, Von 2008 bis 2015 war sie für arttv.ch als Bereichsleiterin Film zuständig. 2016 lancierte sie zusammen mit Giuseppe di Salvatore die Plattform FILMEXPLORER – expand the experience (www.filmexplorer.ch). Eine hochwertige Anlaufstelle für alle, die sich für das Bewegtbild im Spannungsfeld von Kino und Kunst interessieren.