Den roten Faden der Ausstellung «Weaving the World» bildete – wie es der Titel zum Ausdruck bringt – die Metapher des Verwebens der Welt. Aus Kimsoojas vielgestaltigem und kontemplativem Werk, das weltweit grosse Aufmerksamkeit erhält, wurden Arbeiten der Jahre 1999 bis 2017 gezeigt. Darunter war auch die bahnbrechende Videoinstallation «A Needle Woman» (1999–2001), in der sich die Künstlerin in acht Metropolen stillstehend dem Strom wogender Menschenmengen entgegenstellt.
Rückblick: Kunstmuseum Liechtenstein | Kimsooja | Weaving the World
- Publiziert am 16. März 2018
Das Kunstmuseum Liechtenstein widmete der aus Korea stammenden Künstlerin Kimsooja eine umfassende Einzelausstellung.
Initialerlebnis
An einem Tag im Jahr 1983 nähte Kimsooja gemeinsam mit ihrer Mutter ein traditionelles Betttuch. Die Nadel durch den Stoff ziehend, fühlte sie sich plötzlich wie von einem elektrischen Schlag durchdrungen. «Die Energie meines Körpers fuhr durch die Nadel und schien sich mit der Energie der Welt zu verbinden. Damals begriff ich, welche Kraft im Nähen steckt: Das Verhältnis der Nadel zum Stoff gleicht dem meines Körpers zum Universum.» Diese Erfahrung wird zu einem nachhaltigen Schlüsselerlebnis für Kimsoojas künstlerisches Werk. In ihren Performances, Installationen, Skulpturen, Video- und Fotoarbeiten verbindet sie punktuell-fragmentarische Beobachtungen zu einer Einheit der Begegnung unterschiedlicher Orte und Menschen. Dabei spielen Dauer und Zeitlichkeit sowie die metaphorische Verflechtung eigener Erfahrungen, kultureller Hintergründe und historischer Bezüge eine wesentliche Rolle. So setzt die Künstlerin ihre Aufgabe der einer Nadel gleich, die durch ihr Wirken divergente Elemente, das heisst verschiedene Kulturen oder Standpunkte, zusammenführt.
Premiere
Erstmals überhaupt wurde in Liechtenstein «Thread Routes – Chapter IV (China)» aus ihrer 16mm-Filmarbeit Thread Routes (seit 2010) der Öffentlichkeit gezeigt. Diese in sechs Kapiteln angelegte Werkgruppe, jeweils in einem anderen Kulturkreis der Welt gefilmt, webt ein eindrucksvolles Bild textiler Traditionen in all ihrer Schönheit, zugleich spiegelt sie deren Zusammenspiel mit der Natur, der Architektur und der Agrikultur. «Thread Routes – Chapter I (Peru)» und «Thread Routes – Chapter II (Europa)» waren ebenfalls im Kunstmuseum Liechtenstein zu sehen.
Buch zur Ausstellung
Im Verlag der Buchhandlung Walther König erschien eine zweibändige Publikation. Sie umfasst sämtliche Interviews mit Kimsooja von 1994 bis 2017 und einen begleitenden Bildband. Die in enger Zusammenarbeit mit Kimsooja konzipierte Ausstellung war eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein und wurde von Christiane Meyer-Stoll kuratiert.
«Ich bewahre meine Projekte in meinem Körper auf, den ich als Atelier verwende.» Kimsooja